Südfrankreich
Provence
Saint-Maximin-la-Sainte-Baume
Zuflucht Maria Magdalenas?
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Durch eine Legende wurde die kleine Stadt
Saint-Maximin-la-Sainte-Baume
nahe
Aix-en-Provence in Südfrankreich,
nördlich von
Toulon,
bekannt. Nach dieser Überlieferung soll hier
Maria Magdalena, eine Jüngerin von Jesus Christus, mit Martha und Lazarus nach ihrer Flucht aus Israel dreißig Jahre lang gelebt haben. Die meiste Zeit soll sie sich in einer Höhle in den nahen Bergen in Abgeschiedenheit aufgehalten haben. Aus der Grotte wurde ein weithin
bekanntes Heiligtum.
Um die Grotte zu erreichen, fährt man von der Autobahn A8 (E80) durch St-Maximin-la-Ste-Baume Richtung Süden bis zu einem Parkplatz. Von dort folgt man zu Fuß einem Weg, der hoch hinauf in eine steile Felswand führt. Man läuft eine knappe halbe Stunde.
Die Grotte der Heiligen Maria Magdalena (Grotte Sainte-Marie-Madeleine)
Die Grotte selbst ist kapellenähnlich ausgestattet mit einem Altar, Statuen und schönen Buntglasfenstern.
Reliquienschrein und Büßerzelle
Eine Besonderheit sind zwei kleine, aus Steinquadern gemauerte, zellenähnliche Räume. Im rechten befindet sich ein gläserner Reliquienschrein mit einem Knochen darin. Eine Aufschrift besagt Reliquien der Heiligen Maria Magdalena (Reliques Ste Marie-Madeleine, Ouvrage de Caillat Armand 1889). Da die Gebeine Marias in der Kathedrale von Saint-Maximin-la-Sainte-Baume liegen sollen, verstehe ich es so, dass dieser Knochen 1889 entnommen und hier heraufgeschafft worden ist.
In der linken Zelle ließen sich vielleicht Gläubige oder Mönche für einige Zeit
einsperren, um gezwungen zu sein, der Reliquie möglichst lange nahe zu sein.
Es könnte sich auch um eine Art
Büßerzelle
handeln. An der Tür hängt ein alter Gürtel aus durchlöchertem Blech, den man als
Bußgürtel,
vielleicht als Teil eines
Büßergewandes (Cilicium)
sehen könnte. Irritiert hat mich das Emblem darauf. Auf den ersten Blick hielt
ich es für ein
Freimaurer-Symbol.
Eine Nachfrage bei einer deutschen Loge ergab die Antwort, es würde vermutlich
kein Freimaurer-Symbol sein, da der Winkel und die Maurerkelle fehlen. Nach den
Büchern von
Dan Brown

und
Michael Baigent

, die sich auch mit Maria Magdalena und Geheimbünden befassen, vermutet
man in letzter Zeit natürlich hinter so etwas immer die wildesten Geheimnisse.
Wahrscheinlich ist der Gürtel einfach die Stiftung einer
Handwerker-Zunft,
die ihre
Zunftzeichen oder Handwerkszeichen
darauf anbrachte.
Die Grotte liegt in einer Steilwand des Gebirgszuges
Chaine de la Sainte-Baume.
Vom Heiligtum aus hat man einen schönen Blick über die Provence.
Die Basilika Sainte-Madeleine in St-Maximin-la-Sainte-Baume
In der Ortschaft St-Maximin-la-Sainte-Baume steht die gotische Basilika Sainte-Madeleine. In einer Gruft unter der Kirche soll sich das Grab
Maria Magdalenas befinden. Der Schädel und einige Knochen wurden entnommen und befinden sich in einem Reliquienschrein in der Krypta der Basilika. Die Knochen wurden 1279 von
Charles II d'Anjou entdeckt. Der jetzige Behälter, das
Reliquiar, stammt aus dem Jahr 1860, da das alte goldene Behältnis 1793 gestohlen wurde. Nach anderen Forschungen könnte es sich um eine gallorömische oder merowingische Grablege gehandelt haben. Es ist eben Glaubenssache.
Die Skulptur am Treppenaufgang der Krypta ist wahrscheinlich auch eine
Darstellung Maria Magdalenas.
Auf einem Bild in der Kirche ist sie wiederum
sehr freizügig dargestellt. In der Bibel bezieht man die Stelle, als Jesus bei
seinem Freund, dem Pharisäer Simon, zum Essen eingeladen war auf Maria
Magdalena. Dort ist aber nur von einer "Sünderin" die Rede.
Es ist weder sicher, ob sie tatsächlich damit gemeint ist, noch ist sicher, ob
damit sexuelle "Sünden" gemeint sind. Diese Interpretation entstand erst, als
die frühe Kirche alle Sexualität, außer zur Fortpflanzung, zur Sünde erklärte.
Diese kirchliche Sexualmoral hat der Menschheit in den letzten 2000 Jahren
viel Leid beschert.
Weiterhin stehen in der Krypta mehrere Steinplatten mit Reliefs aus dem 6. Jahrhundert und der Sarkaphag des Heiligen St. Maximin aus dem 4. Jahrhundert. In Deutschland kennt man den französischen Heiligen St. Maximin, der im 4. Jahrhundert Bischof von Trier war. Um diesen dürfte es sich hier aber nicht handeln, denn seine Gebeine sollen in der Johanneskirche in Trier ruhen, sein Haupt übrigens in der Kirche von Trier-Pfalzel.Vielmehr wird dies wohl ein südfranzösischer Lokalheiliger gewesen sein, der Bischof von Aix-en-Provence war.
Die Steinplatten dienten vermutlich in einer Kirche des ersten Jahrtausends als
Wandverzierung. Sie befinden sich heute hinter Glas.
Damit soll vermutlich verhindert werden, dass
jahrhundertealte Graffiti
durch
solche aus dem 21. Jahrhundert überschrieben werden!
Die Basilika Sainte-Madeleine ist von beeindruckender Größe.
Das Gebäude wurde in mehreren Abschnitten von 1295 bis 1532 errichtet.
Die Orgel gehört zu den größten Barockorgeln Frankreichs.
Sie wurde 1773 von dem Dominikaner-Mönch Jean Esprit Isnard
geschaffen, einem bekannten Orgelbauer seiner Zeit.
Der Zahn der Zeit ist allerdings an verschiedenen Stellen nicht zu übersehen.
Anhand von Modellen kann man sich über
Grabstätten
informieren, die bei
Bauarbeiten unter der Kirche entdeckt wurden. Sie stammen teilweise aus den
letzten Jahrhunderten (links) und aus sehr alter Zeit (rechts).
graeber-skelette.htm
Auf Schautafeln
zeigen alte Fotos
das frühere
Klosterleben.
Beeindruckend sind die reichen
Schnitzarbeiten,
die im Lauf der Jahrhunderte entstanden.
Ein geschnitztes Relief am Aufgang der Kanzel zeigt das Gastmahl im Haus des
Pharisäers Simon, bei dem eine "Sünderin" die Füße von Jesus salbt und sie mit
ihrem Haar trocknet. In der Bibel werden verschiedene Salbungen beschrieben.
Näheres und größere Bilder hier:
Maria Magdalena
Rennes-le-Chateau
Südfrankreich scheint für solche
Legendenbildung ein fruchtbarer Boden zu sein. Das kleine Dorf Rennes-le-Chateau in der
Region Languedoc-Roussillon wurde 1950 bekannt, als das Gerücht aufkam, ein ehemaliger Dorfpfarrer,
Bérenger Saunière, wäre um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert plötzlich unermesslich reich geworden. Der Sage nach, soll er bei der Renovierung der Kirche unter dem alten Altar ein Pergament gefunden haben, das bis in unsere Tage von verschiedenen Schriftstellern mit dem
Heiligen Gral und der Geheimorganisation
Prieuré de Sion in Verbindung gebracht wird. Die Kirche geht zurück auf das Jahr 1059 und ist Maria Magdalena geweiht.
Weiter nördlich, in Burgund, behauptete die Stadt Vézelay, in ihrer Basilika Sainte-Marie-Madeleine lägen die Gebeine Maria Magdalenas. Direkt am Jakobsweg gelegen, gelangte sie schnell zu Berühmtheit. Maria sei zwar erst in Südfrankreich begraben, ihre Gebeine jedoch von einem gewissen Abt Odo nach Vézelay gebracht worden. Die Könige Philipp II. und Richard Löwenherz und Bernhard von Clairvaux riefen hier zu Kreuzzügen auf.
Im 13. Jahrhundert untersuchte Karl II. von Anjou, Graf der Provence, die verschiedenen Reliquien Maria Magdalenas und stellte fest, dass nur die Abtei Saint-Maximin eine Urkunde besaß, die die Echtheit ihrer Reliquien bestätigte. 1295 schließlich entschied Papst Bonifatius VIII., dass die Gebeine in Saint-Maximin-la-Sainte-Baume die einzig echten sind.
Muttergöttinnen
Bei den vielen Legenden, was nach dem Tod Jesu am Kreuz geschah, drängt sich die Frage auf: Wenn Jesus die Kreuzigung überlebte, egal ob spirituell übernatürlich oder weil er nicht wirklich tot war, warum kommt er in diesen Legenden kaum vor? Wären Jesus und Maria Magdalena ein Paar gewesen, dann hätten sie auch als Paar weitergelebt. Nimmt man die Geschichten wie sie sind, nahm er vielleicht einen anderen Namen an, um nicht weiter von den Römern verfolgt zu werden, und lebte mit seiner Familie irgendwo, vielleicht auch hier in Südfrankreich. Und dann gibt es auch Nachkommen von Jesus.
In den patriarchalen Lehren des Christentums fehlen weibliche spirituelle Faktoren. Zum Ausgleich wurden die Mutter Maria und Maria Magdalena zu Göttinnen wie
Isis in Ägypten, zu einer Art Muttergöttinnen, die in Bewegungen wie im Neuheidentum eine Renaissance erleben als
Die Große Mutter.
Maria Magdalena in Südfrankreich?
Bücher über Maria Magdalena
▸ Cote d'Azur, Provence
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▸Cap Ferrat
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▸Villefranche-sur-Mer
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▸St-Tropez
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▸Cannes
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▸Nizza (Nice)
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▸Saint-Maximin-la-Sainte-Baume
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▸Cavalaire-sur-Mer, Le Rayol, Le Canadel
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▸Antibes, Marineland
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▸Grasse, Lac de St.-Gassien, Bergdorf Mougins
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▸Le Lavandou, Fort de Brégançon, Bormes-les-Mimosas
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▸St-Raphael, Agay, Miramar, Theoule-sur-Mer
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▸Massif de l'Esterel, La Ste-Baume Grotte Chapelle
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