Am Treppenaufgang zur Kanzel in der
Basilika Sainte-Madeleine in
St-Maximin-la-Sainte-Baume in Südfrankreich befindet sich diese Holzschnitzerei von ca. 1750. Der Überlieferung nach zeigt sie unter anderem
Maria Magdalena, wie sie
Jesus die Füße salbt und sie mit ihrem Haar trocknet.
Die vier Evangelisten beschreiben verschiedene Szenen von
Salbungen:
Bei
Lukas 7, 36-50 geschah es anlässlich eines Gastmahls im Haus des
Pharisäers Simon. Eine
Sünderin weinte, benetzte Jesu Füße mit ihren Tränen und trocknete sie wieder mit ihrem Haar. Anschließend salbte sie seine Füße mit Salbe aus einem Glas, das sie bei sich trug.
Bei
Johannes 12, 1-8 ist
Lazarus in Bethanien der Gastgeber. Jesus hatte ihn vor einiger Zeit von den Toten auferweckt. Während sich seine Schwester Martha um Essen und Trinken kümmerte, salbte die andere Schwester Maria seine Füße mit
einem Pfund Salbe von ungefälschter, köstlicher Narde. Auch hier trocknet sie anschließend seine Füße mit ihrem Haar.
Bei den anderen zwei Evangelisten findet das Gastmahl unmittelbar vor der Gefangennahme von Jesus statt. Markus und Matthäus nennen als Gastgeber
Simon den Aussätzigen in Bethanien. Bei
Matthäus 26, 6-16 goss
ein Weib köstliches Wasser über Jesu Haupt und bei
Markus 14, 3-11 handelt es sich um
ungefälschtes köstliches Nardenwasser. Bei den letzteren entwickelt sich ein Streit unter den Jüngern über diese "Verschwendung" und anschließend verrät
Judas Ischariot Jesus an die Römer.
Das "Trocknen mit dem Haar" kommt also nur bei Lukas und Johannes vor. Bei der Frau kann es sich meiner Meinung nach, wenn überhaupt, nur bei Lukas um Maria Magdalena handeln, denn Maria, die Schwester des Lazarus war doch eine andere Maria, oder?
Nardenöl und
Nardensalbe wird übrigens aus der
Indischen Narde oder
Nardenähre (Nardostachys jatamansi) gewonnen. Auch der römische Dichter
Ovid schreibt von Männern, die ihre Haare mit Nardenöl fetten. Frauen hat man damals normalerweise kaum in Schriftstücken erwähnt.
In verschiedenen Bibelübersetzungen ist bei dieser Szene meist von einer "sündigen Frau" oder "Sündigerin" die Rede. Ob es sich dabei wirklich um Maria Magdalena handelt, ist oft unklar. Aus dieser schönen erotischen Geschichte entwickelten sich über die Jahrhunderte viele Legenden, nach denen sie zumeist Jesu Frau oder zumindest seine Geliebte war.