Fotos und Informationen aus Italien
Reiseberichte mit Bildern
Luccaa
in der Toskana
Lucca, heute eine Provinzhauptstadt mit ca. 80 000 Einwohnern und vollständig erhaltener Stadtbefestigung um die Altstadt, liegt am Fluss Fiume Serchio in der italienischen Toskana und wurde vermutlich nach dem etruskischen Wort "Luk" benannt, das "Sumpf" bedeutet. Unter römischer Herrschaft hieß sie Colonia Luca. Hier trafen sich im Jahr 56 v.Chr. Julius Cäsar, Gnaeus Pompeius (Pompejus) Magnus und Marcus Licinius Crassus Dives um ihr vier Jahre vorher beschlossenes Triumvirat zu verlängern. Ihren Wohlstand erlangte Lucca im Mittelalter mit der Produktion von Seidenstoffen und Brokat und der Blattgoldschlägerei.
Die Stadtmauer
Als Besonderheit hat Lucca eine vollständig erhaltene Stadtmauer mit eindrucksvollen Stadttoren, die die historische Altstadt wie ein grünes Band umschlingt.
Stadttore
Man parkt am besten außerhalb der Stadtmauer und betritt die Altstadt durch eines der zahlreichen Stadttore, wie hier z.B. die Porta San Donato mit einem drohenden, aber heute nutzlosen Fallgitter und einem alten Kruzifix über einer Tür.
Die
Kathedrale San Martino, der Dom (Duomo) von Lucca
, stammt aus den Jahren 1196–1204. Vorher stand hier schon eine Kirche, die Bischof Frediano im 6. Jahrhundert errichten ließ. Im Laufe der Jahre wurde immer mal wieder um- oder angebaut, so dass man heute in der an sich romanischen Kathedrale auch gotische Elemente findet.
Im Innern des Doms ist heute leider Fotografieren verboten, deshalb kann ich nur einige ältere Bilder anbieten.
Kein Foto habe ich vom bekanntesten Werk, dem
Holzkruzifix Volto Santo. Der Heilige Nicodemus soll es geschnitzt haben. Der Legende nach soll es im 8. Jahrhundert an der Küste gestrandet und dann nach Lucca gebracht worden sein. Es befindet sich in einem kleinen Marmortempel.
Sehr schön ist der
Marmor-Sarkophag der Ilaria del Carretto
(älteres Foto), der 1405 verstorbenen Gemahlin von
Paolo Guinigi, hergestellt von einem
Jacopo della Quercia.
Über dieses
Grabmal und dem Sarkophag aus Marmor
mit den martialisch wirkenden Totenköpfen
dazwischen habe ich leider keine näheren Informationen gefunden.
Das Fingerlabyrinth
An einer Wand findet man dieses Fingerlabyrinth aus dem 13. Jahrhundert. Es ist ein Labyrinth ohne Abzweigungen oder Sackgassen. Man kann sich mit dem Finger also nicht verlaufen. Wahrscheinlich soll es eine meditative Übung sein, dem erhabenen "Weg" zum Zentrum mit dem Finger zu folgen.
Seiner Form nach müsste es sich um ein christliches Labyrinth handeln, die Inschrift rechts soll sich allerdings auf Theseus beziehen, der im Labyrinth des Daidalos den
Minotaurus (Minotauros) getötet hatte und entkam, indem er mit Hilfe des roten Fadens von Ariadne den Rückweg fand. Diese Legende macht allerdings nur Sinn für ein
Labyrinth mit Abzweigungen, sonst braucht man ja keinen Faden. Ein Widerspruch, für den ich keine Erklärung habe, da ich die Inschrift leider nicht selbst lesen kann!
Unmittelbar neben dem Dom befindet sich die
Kirche San Giovanni e Santa Reparata
mit einem Baptisterium. Sie ist vielleicht nicht so bedeutend wie der Dom, aber absolut sehenswert.
Das Portal der Kirche
San Giovanni e Santa Reparata
Die Cappella di San Ignazio di Loyola
ist dem Heiligen Ignatius von Loyola geweiht. Er wurde 1491 auf Schloss Loyola im spanischen Baskenland geboren und war der wichtigste Mitbegründer der Gesellschaft Jesu, aus der später der Jesuitenorden wurde.
Das Baptisterium
Die riesige Kuppel des Baptisteriums von 1393 beginnt rechteckig und schließt in einem kreisrunden Loch in 39 m Höhe ab.
Die Taufbecken:
Bei Ausgrabungen fand man als unterste Schicht einen Fußboden aus dem
1. Jahrhundert v.Chr. Man vermutet hier einen römischen "Domus". Aus
dem 2. Jahrhundert n.Chr. fand man Reste einer römischen Therme.
Die erste frühchristliche Kirche und das erste Taufbecken stammen aus dem
5. Jahrhundert. Nach einem weiteren im 9. Jh. baute man
das heute erhaltene Taufbecken im 12. Jahrhundert.
Unter dem Boden der Kirche hat man umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt und dabei weitere Reste des Domus Romana und der römischen Thermen, sowie der frühchristlichen Kirche gefunden. Bemerkenswert sind die Mosaiken aus verschiedenen Epochen.
Hier sieht man deutlich die Fußboden-Ebenen der verschiedenen Epochen.
[VAL]ERIV[S] [SE]VERIAN[VS]
[DIA]C.CV[M.SVIS] [FE]C PEDES...
Eine Mosaik-Inschrift, vermutlich für Flavius Valerius Severianus, der vergeblich versuchte, römischer Kaiser zu werden. Er wurde im Jahr 313 n.Chr. von Kaiser Licinius unter dem Vorwurf des Hochverrats als Usurpator hingerichtet.
Diese wannenartigen Gefäße gehörten wahrscheinlich zum
Heizsystem der Thermen
unter der jetzigen Kirche.
Die Sockel von zwei römischen Säulen
gehörten wahrscheinlich zur Eingangshalle Peristilio der Therme.
Aus dem 12. Jahrhundert fand man die Überreste einer Steinmetz-Werkstatt zum Bau der mittelalterlichen Kirche.
Gräber aus dem Frühmittelalter
sind wahrscheinlich den Langobarden zuzuordnen.
Historische Graffiti,
welche die
Legende der Heiligen Reparata erzählen. Sie soll unter dem römischen Kaiser Decius um das Jahr 250 in
Caesarea (Palästina) im Alter von 12 Jahren unter grausamen Folterungen mit Verstümmelungen hingerichtet worden sein. Dabei wurden ihr die Brüste abgetrennt und die Eingeweide zerschnitten. Bei der abschließenden Enthauptung ist eine weiße Taube zum Himmel gestiegen.
Ein Fisch als Graffiti - damals wie heute ein christliches Symbol
Noch einige
Mosaiken
aus verschiedenen Epochen:
Im
Museum der Kathedrale
steht die Original-Krone des Volto Santo, die von einem Ambrogio Giannoni im 17. Jahrhundert gefertigt wurde. Sie besteht aus Gold und Edelsteinen. Darunter der goldene Kragen vom gleichen Hersteller.
Weiterhin ein Reliquiar mit einem Armknochen des St. Biagio, des Heiligen Blasius von Sebaste, der im 4. Jahrhundert Bischof in Vorderasien war. er zählt zu den Vierzehn
Nothelfern.
Ein weiteres Reliquiar enthält einen Knochen des San Sebastiano.
Der Heilige Sebastian
war ein römischer Soldat, der als christlicher Märtyrer von Kaiser Diokletian zum Tod verurteilt und von numidischen Bogenschützen erschossen wurde. Als man ihn beerdigen wollte, merkte man, dass er nicht tot ist. Er wurde von Irene, einer frommen Witwe, gesundgepflegt. Wieder genesen, ließ er jedoch nicht vom christlichen Glauben ab. So ließ ihn Kaiser Diokletian mit Keulen im Circus zu erschlagen. Seinen Leichnam warf man in die Cloaca Maxima, einen Abflussgraben am Tiber. Christen bargen seinen Leichnam und beerdigten ihn.
St. Martin und der Bettler
aus Silber an einem von Francesco Marti gefertigten Bischofsstab.
Der Turm des Palazzo Guinigi
Von den engen Gassen der Altstadt sieht man den Turm des Palazzo Guinigi, den Torre Guinigi, aus dem 14. Jahrhundert. Obwohl auf ihm seit Jahrhunderten Steineichen wachsen, kann man ihn noch besteigen.
Das Museum in der
Villa Guinigi
war entgegen aller Tourist-Infos nicht geöffnet, sondern nur mit Führungen zu bestimmten Zeiten zu besichtigen.
Hat man von Altstadtgassen, Palästen und Kirchen erst mal genug, braucht man nur Richtung Stadtmauer zu gehen. Auf dem breiten Wall führt rund um die Stadt eine für Autos gesperrte Straße mit Bäumen und parkähnlichen Abschnitten. Somit hat Lucca praktisch einen langgestreckten Park rund um die Altstadt.
Platz des römischen Amphitheaters
Durch die engen Gassen der historischen Altstadt erreicht man die Piazza del Anfiteatro Romano. Die Häuser wurden auf den Grundmauern eines römischen Amphitheaters aus dem 2. Jahrhundert gebaut, teilweise unter Verwendung des alten Baumaterials. Deshalb hat der Platz eine ovale Form. Die Durchgänge und Hauseingänge sind teilweise noch die Original-Steinbögen.
Nicht weit vom Platz des Amphitheaters steht die im 12. Jahrhundert errichtete
romanische Basilika San Frediano
mit dem auffälligen Gold-Mosaik von Berlinghiero Berlinghieri aus dem 13. Jahrhundert. Es zeigt Jesus Christus in der Mandorla, neben ihm zwei Engel und darunter die zwölf Apostel. Die Mandorla ist eine Art Heiligenschein, nur dass sie den ganzen Körper umfasst. Man kann es auch als Gloriole oder Aura sehen.
Eine sehr schöne Arbeit ist der große steinerne romanische
Taufbrunnen
aus dem 12. Jahrhundert, mit Reliefs, die Szenen aus dem Leben des Moses darstellen. Das folgende Relief zeigt die
Soldaten des ägyptischen Pharao beim Versuch, das Rote Meer zu durchqueren.
Ägypten
Rotes Meer
Pharao Tutanchamun
Das Grabmal der Heiligen Zita
Bemerkenswert ist auch die Kapelle und das Grabmal der Heiligen Zita. In einem Glassarkophag liegen ihre Gebeine bzw. ihre Mumie. Sie wurde 1218 im Dorf Monte Sagrati geboren und war Magd im Haus der reichen Familie Fatinelli in Lucca. Nach einer Legende lieh sie bei einer Heiligen Messe einem Bettler einen Pelzmantel, den sie sich wiederum von ihrer Herrschaft ausgeliehen hatte. Zum Ende des Gottesdienstes war der Bettler verschwunden. Zita fürchtete den Zorn ihres Dienstherrn, aber nach ein paar Stunden kehrte der Bettler mit dem Mantel zurück und gab sich der barmherzigen Dienstmagd als Jesus Christus zu erkennen. Sie wurde 60 Jahre alt und schon zu Lebzeiten wegen ihrer Barmherzigkeit verehrt. Als sie 300 Jahre später seliggesprochen wurde und man ihre Gruft öffnete, stellte man fest, dass sie kaum verwest, sondern mumifiziert war. Zita ist Patronin der Hausangestellten und Dienstboten.
Die
Kirche San Frediano
ist sehr schön ausgestattet und enthält weitere Grabmäler.
Hier z.B. das Grabdenkmal von Lazzaro Papi (Lazaro Papi).
Das in Marmor reliefartig eingeritzte Fabelwesen ist mir rätselhaft. Es sieht aus wie eine Mischung aus Engel, Fledermaus, Totenkopf, Dracula ...
Danach ein Ausschnitt der beeindruckenden Kirchendecke.
San Frediano
soll im 6. Jahrhundert gelebt haben und der Sohn des irischen Königs Ulaid gewesen sein. Ab dem Jahr 560 war er Bischof von Lucca und soll zahlreiche Wunder bewirkt haben. Das bekannteste ist die Bewahrung der Stadt vor der Überflutung durch den Fluss Serchio. In der Kirche ist es auf einem Gemälde festgehalten.
Der Palazzo Controni-Pfanner
In der Nähe der Kirche San Frediano befindet sich der Palazzo Controni-Pfanner mit seinem wunderschönen Garten, von wo aus man San Frediano nochmals von der Rückseite sieht.
Der Winter und der Frühling stehen sich als Statuen gegenüber.
Der griechische Göttervater
Zeus, der in der römischen Mythologie
Jupiter heißt, streichelt seinen
Adler Ethon. Vielleicht will er ihn gerade wieder losschicken, damit er von der Leber des
Prometheus frisst.
Gleich nebenan steht sein Bruder
Poseidon, der Gott des Meeres in der griechischen Mythologie. Bei den Römern hieß er
Neptun und die Etrusker nannten ihn
Nethuns. Aus Angst vor Erdbeben und Überschwemmungen hat man ihm bei diesem Standbild wohl sicherheitshalber keinen Dreizack in die Hand gegeben.
Die Göttermutter Kybele (Cybele)
wurde offenbar nicht ganz fertig. Vielleicht konnte der Steinmetz die Verbindung zwischen Hand und Kopf auch nicht mehr entfernen, weil das Risiko bestand, dass eins der beiden Teile abbrach. Für mich sieht es so aus, als würde sich Kybele eine Waffe an den Kopf halten, das wäre auch kein Wunder, bei der tragischen Geschichte! Bei der Darstellung durch Künstler erkennt man Kybele an der Krone in Form einer zinnenbewehrten Stadtmauer.
Ihr Geliebter Attis späht schon um die Ecke, aber nicht mehr lange, dann ...
Aha, hier wachsen also unsere Flaschenreiniger... Es müsste sich um einen Callistemon handeln, auch
Pfeifenputzer oder Flaschenputzer
genannt. Manchmal sieht man auch die Bezeichnung Flaschenbürstenstrauch. Das kann aber zu Verwechslungen mit Fothergilla major führen, der zu den Zaubernussgewächsen gehört und andere Blätter haben müsste. Es gibt auch Arten des Teebaums
mit ähnlichen Blättern und Blüten, z.B. Melaleuca leucadendra. Weiß jemand Näheres?
Eine weitere beeindruckende Kirche ist
San Michele in Foro
mit ihren Säulengalerien an den Marmorfassaden.
Nachdem hier einst ein römisches Forum gestanden hat, soll es um das Jahr 800 eine Kapelle gewesen sein. Die heutige dreischiffige Säulenbasilika wurde im 12. Jahrhundert begonnen und man baute 200 Jahre daran. Dass die Westfassade etwas überdimensioniert aussieht, liegt daran, dass sie eigentlich für eine noch größere Kirche gedacht war.
Oben steht der Erzengel Michael, flankiert von zwei weiteren Engeln. Eine abenteuerlich anmutende Treppe führt auf der Rückseite hinauf zu den Engeln.
Der Innenraum von San Michele in Foro behielt seinen romanischen Baustil bis auf die Entfernung der Holzdecke Anfang des 16. Jahrhunderts.
Das Kruzifix über dem Altar wurde von einheimischen Künstlern und Handwerkern um 1200 gefertigt. Jesus Christus besteht aus Stuck auf einem bemalten Holzkreuz. Er zeigt keine leidende, sondern eher eine triumphierende Haltung.
Auf einem Seitenaltar von San Michele in Foro(rechts) findet man eine weiß glasierte Terrakottafigur Madonna mit dem Kind von Andrea della Robbia (1435 bis 1525). Die Technik der Glasierung hat er entscheidend weiterentwickelt.
Auf der Piazza S. Francesco treffen wir auf den Alten Kanal, einen Abzweig des nördlich vorbeifließenden Serchio, und die Kirche Chiesa di San Francesco mit ihrer schönen Rosette.
Ein Blick durch das Portal in den
Palazzo Mansi
Das Gebäude der Tourist-Info
auf der Piazzale Giuseppe Verdi von hinten.
Impressionen aus der Altstadt...