Fotos und Informationen aus Italien
Reiseberichte mit Bildern: Toskana
Florenz
Baptisterium, Dom
und andere Kirchen
Der Dom und das Baptisterium von Florenz
Am Dom (Duomo), der
Kathedrale Santa Maria del Fiore, wurde vom 12. bis ins 14. Jahrhundert gebaut. Er ist die Bischofskirche des Erzbistums Florenz und gleichauf mit der Kathedrale
Maria de la Sede in
Sevilla (Spanien) die viertgrößte Kirche Europas nach dem Petersdom im Vatikan, Saint Paul’s Cathedral in London und dem Dom in Mailand.
Die Fassadenverkleidungen bestehen aus dreifarbigem Marmor. Die Verkleidung der Hauptfassade wurde jedoch über viele Jahrhunderte nicht fertiggestellt. Erst in den Jahren 1875 bis 1886 konnte man dies nachholen.
Augusto Conti und
Emilio de Fabris entwarfen die Hauptfassade im neugotischen Stil und empfanden sie den Verkleidungen des restlichen Bauwerks nach.
Durch die Größe des Gesamtbauwerks wirkt die gigantische Kuppel fast unscheinbar, wenn man sich nicht die Dimensionen vergegenwärtigt.
Filippo Brunelleschi baute sie von 1420 bis 1430.
Die Fresken im Dom von Florenz
Das Innere der Kuppel haben Giorgio Vasari und Frederico Zuccari mit einem großartigen Fresko versehen. Als Thema wählte man das Jüngste Gericht. Besonders am unteren Rand sind die Qualen der Hölle drastisch dargestellt.
Interessant ist die liturgische Uhr aus dem 15. Jahrhundert mit Freskenschmuck von Paolo Uccello. Sie zeigt die 24 Stunden der hora italica (Italienische Zeit). Die Zählung begann jeweils mit dem Sonnenuntergang. Diese Zeitrechnung war bis ins 18. Jahrhundert in Italien in Gebrauch. Die erste Stunde ist unten und der Zeiger dreht sich entgegen unseres heutigen Uhrzeigersinns.
Dante Alighieri - Die göttliche Komödie
Ein Fresko von
Domenico di Michelino im Dom zeigt
Dante Alighieri . Im Hintergrund die drei Reiche des Jenseits seiner
Göttlichen Komödie. Sie wurde in Italienisch statt in Latein geschrieben, was damals revolutiuonär war, und schildert eine Reise durch die drei jenseitigen Reiche. Als erstes die
Hölle, die in neun Höllenkreise unterteilt ist und als gewaltiger Trichter bis zum Mittelpunkt der Erde reicht. Dante stellte sich die Erde also auch schon kugelförmig vor. Hier müssen die verbleiben, die wegen ihrer Sünden zur ewigen Verdammnis verurteilt sind. Das zweite ist das
Fegefeuer (Purgatorio, auch Läuterungsbereich), ein am westlichen Pol der Erde aufragender Berg, der für die bestimmt ist, die für ihre Sünden noch Vergebung erlangen können. Dazu müssen sie auf einem spiralförmigen Weg durch sieben Bußbezirke auf den Gipfel pilgern. Das dritte ist schließlich das himmlische
Paradies mit seinen neun Himmelssphären, in dem die unschuldigen und geläuterten im Angesicht Gottes die Freuden der ewigen Seligkeit genießen dürfen. Das Ganze ist eine
episch-narrative Verserzählung aus 14.233 Versen!
Der 82 m hohe
Glockenturm
(Campanile) wurde 1334 von Giotto di Bondone geplant und begonnen. Seine Fertigstellung erlebte er nicht mehr, da er 1337 starb und die Bauarbeiten bis 1359 dauerten. Die Reliefs und Statuen stammen von Andrea Pisano. Später wurden noch einige von Donatello hinzugefügt. Er enthält insgesamt zwölf Glocken, von denen einige jedoch nicht mehr geläutet werden können.
Filippo Brunelleschi baute die Kuppel
Arnolfo di Cambio plante den Dom
Marmor-Reliefs am Glockenturm
Vor dem Bau des Doms befand sich an der Stelle
die frühchristliche Kirche Santa Reparata
. Unter dem Dom befindet sich ein kleines Museum, in dem vor allem die Ergebnisse der Ausgrabungen zu sehen sind. Man fand insgesamt die Überreste von vier Kirchen, die ab dem 5. Jahrhundert gebaut und wieder zerstört wurden, Grabstätten aus verschiedenen Epochen und römische Mosaiken.
Das schummrige Licht, die teilweise aufgebrochenen Grabmäler und die Skelette und Totenköpfe erzeugen eine schaurige Stimmung.
Der Aufschrift nach soll es sich hier um eine Reliquie in Form eines Knochens der
Heiligen Reparata handeln. Sie ist eine altkirchliche Märtyrerin, die um das Jahr 250 in
Caesarea (Palästina, Israel) gefoltert und enthauptet wurde.
Auch die Grabstätte von
Filippo Brunelleschi fand man bei den Ausgrabungen. Er war der Erbauer der großen Kuppel des Doms.
Die
Wappen der Familie Medici
mit ihren Kugeln findet man auf Grabmälern in verschiedenen Abwandlungen.
Links ein
Wappen mit elf Sternen und sechs Igeln
. Wem es gehört, konnte ich nicht entziffern. Rechts ein Grabmal mit einer schönen Frau im langen Umhang.
Weitere ausgegrabene Gegenstände wie z.B. dieses Terrakotta-Gesicht und das Steinrelief sind ausgestellt. Teilweise sind die Erklärungen etwas spärlich.
Das Baptisterium in Florenz
Unmittelbar vor dem Dom steht das achteckige Baptisterium San Giovanni (Battistero di San Giovanni). Die Taufkapelle wurde bereits im 11. Jahrhundert Johannes dem Täufer geweiht, ist also wesentlich älter als der Dom. Trotzdem meint man, daran auch Elemente der Renaissance bzw. der Antike zu erkennen. Diese eigenartige Mischung nennt man
Protorenaissance. Aus welcher Zeit das zugrundeliegende Gebäude stammt, ist umstritten. Die Spekulationen reichen vom frühchristlichen Taufhaus bis zum römischen Marstempel.
Die beeindruckende Kuppel misst 26 m im Durchmesser und ist innen mit Mosaiken verkleidet, die ab dem Jahr 1225 von verschiedenen Künstlern angebracht wurden. Erst nach hundert Jahren war das Werk vollendet. Das größte Bild zeigt Jesus Chistus als Richter beim
Jüngsten Gericht, dem Weltgericht oder Harmagedon. Unter seinen Füßen entsteigen die verstorbenen ihren Gräbern. Links (zu seiner Rechten) dürfen die Gerechten und Unschuldigen ins Himmelreich. Rechts kommen die Verdammten in die Hölle. Dort sitzt ein furchterregender Teufel, dem Schlangen aus den Ohren und aus dem Hintern wachsen, und allesamt fressen sie Menschen. Die Gestaltung des
Teufels wird einem
Coppo di Marcovaldo zugeschrieben.
Auf dem Rest der Kuppel sind ringförmig von innen nach außen abgebildet:
Verzierungen um die Laterne, Engelschöre und der Schöpfer, Szenen aus der
Schöpfungsgeschichte, dem Leben Josefs, Jesus' und Johannes des Täufers.
Links z.B. oben die Vertreibung aus dem Paradies, darunter müsste es um Josef
gehen. Mit einer Interpretation halte ich mich mal zurück.
Die Familie Medici setzte sich dafür ein, dem Gegenpapst Johannes XXIII. hier ein Grabmal zu setzen. Donatello und Michelozzo schufen es 1425. Da der Gegenpapst von der Kirche nie offiziell anerkannt wurde, nahm Angelo Giuseppe Roncalli 1958 nochmals den Namen Johannes XXIII. an.
Die Paradiespforte am Baptisterium
Eines der bekanntesten Kunstwerke von Florenz und der Toskana ist wohl das
Ostportal des Baptisteriums, eine vergoldete Bronzetür. Sie enthält zehn
Reliefs, an denen
Lorenzo Ghiberti
von 1425-1452 arbeitete. Die heute hier angebrachte Tür ist eine Kopie. Das
Original wurde 1990 entfernt, um es vor schädlichen Umwelteinflüssen zu
schützen. Die Tafeln wurden restauriert und liegen in mit Stickstoff gefüllten
Vitrinen im Dommuseum. Man sagt, Michelangelo hätte die Tür für würdig
befunden, die Pforten des Paradieses zu schmücken. Deshalb heißt sie auch
Paradiespforte (Porta del Paradiso).
Adam und Eva im Paradies
Kain und Abel
Der betrunkene Noah
Abraham und Isaak
Esau und Jakob
Josef wird als Sklave verkauft
Moses erhält die zehn Gebote
Josua erobert Jericho
David und Goliath
Salomon und die Königin von Saba
Um die großen Bronzeplatten gibt es noch eine Umrahmung mit Bronze-Reliefs. Hier hat sich u.a. Lorenzo Ghiberti u.a. selbst abgebildet und eine Frau (ganz rechts), die offenbar gerade jemandem den Kopf abgeschlagen hat. Es könnte sich um Judith aus dem
apokryphen Bibel-Buch Judith handeln, die den babylonischen General Holofernes betrunken machte und betörte, doch statt der von ihm erhofften Liebesnacht köpfte sie ihn.
Fünf Minuten westlich des Doms steht die
Dominikanerkirche Santa Maria Novella
.
Der Obelisk auf der Piazza Santa Maria Novella
wird von Schildkröten getragen. Die armen
Tierchen tun das bestimmt schon seit Jahrhunderten!
Die Kirche San Paolino Apostolo
, offiziell
San Paolo Apostolo in Florenz wurde bereits 1094 erstmals erwähnt und hat eine wechselvolle Geschichte. Sie war im Besitz der Dominikaner und der Karmeliter und wurde teilweise als "Kirche für das Begräbnis der Armen" bezeichnet. In der Kapelle Albizi steht das etwas makabere Grabmal für
Gerolamo Albizi, der 1417 starb. Wer der oder die Heilige mit einem Pfeil im Herzen ist, bin ich mir nicht sicher. Es könnte sich um
Philomena von Rom handeln, den
Heiligen Ägidius oder den
Heiligen Sebastian.
Nicht weit vom Arno-Ufer ringt ein Mann mit einem Löwen. Dahinter steht die
Chiesa di Ognissanti
, die Allerheiligen-Kirche. Obwohl man mit dem Bau schon 1251 begann, trägt sie heute eine barocke Fassade. Der Renaissance-Maler Sandro Botticelli liegt hier begraben.
In einer offenen Gruft liegt der Leichnam von Jesus Christus.