Fotos und Informationen
aus Italien: Golf von Neapel

Baiae,
Phlegräische Felder

Baiae

Fährt man aus Richtung Neapel durch die Phlegräischen Felder, fällt am Golf von Pozzuoli auf einem Felssporn eine Festungsanlage auf. Julius Caesar hatte auf diesem Hügel eine Villa, von der jedoch nichts mehr vorhanden ist, da Anfang des 16. Jahrhunderts Spanier aus Aragonien das Königreich Neapel besetzten und an dieser Stelle ein Kastell errichteten, das heute Castello Aragonese di Baia heißt, aber auch Spanisches Kastell genannt wird. Es beherbergt das umfangreiche Archäologische Museum der Phlegräischen Felder. Es gehört zur kleinen Stadt Baia, einem Ortsteil von Bacoli. Bevor Baiae als Therme und Wellnesslandschaft des antiken Roms aufstieg, diente es vor allem als Hafen für die nahe und reiche Stadt  Cumae mit ihrem Sibyllen-Orakel.
Archäologisches Museum der Phlegräischen Felder - Spanisches Kastell von Baiae
Archäologisches Museum der Phlegräischen Felder - Castello Aragonese di Baiae
Ausblick auf den Golf von Pozzuoli von der Festung Baiae
Das Spanische Kastell Castello Aragonese über Baiae, dem heutigen Baia
Golf von Pozzuoli von der Festung Baiae

Der Venus-Tempel in Baiae

Das heute eher unscheinbare Städtchen Baia war vor 2000 Jahren der Ort, wo die reichsten und bekanntesten Römer ihre Villen hatten und sich in den Thermenanlagen verwöhnen ließen. Auch die römischen Kaiser hatten hier ihre Anwesen. Geht man durch die Stadt mit ihren Hafenanlagen, fällt als erstes am Straßenrand die Ruine des Venustempels aus dem 2. Jahrhundert nach Christus auf. Er besitzt immerhin einen Innendurchmesser von 26 Metern und fast 3 m dicke Mauern. Er wurde während der Regierungzeit Kaiser Hadrians (Publius Aelius Hadrianus) erbaut.
Venustempel in Baiae
Dianatempel in Baiae Tempel der Diana in Baiae

Der Diana-Tempel in Baiae

Auf dem Weg zum archäologischen Park kommt man am Dianatempel vorbei. Seine Kuppel ist zwar nur noch zur Hälfte erhalten aber dadurch wirkt er eher eindrucksvoller, fast bedrohlich. Ein Weg mit Geländern führt hinein, das Tor war aber versperrt. Die meisten Touristen kaufen eine Pauschalkarte für alle Sehenswürdigkeiten und auf diese Weise spart man sich einen zusätzlichen Mitarbeiter, der hier stehen müsste und die Eintrittskarten zu kontrollieren und die Besucher zu überwachen. Das ist ganz offensichtlich Gleichgültigkeit und Gewinnoptimierung. Mich hätte die Akustik in diesem Halbrund interessiert.

Der Diana-Tempel in Baiae stammt ebenfalls aus dem 2. Jahrhundert nach Christus und hat einen Durchmesser von knapp 30 m. Der Name bezieht sich zwar auf die Göttin Diana der römischen Mythologie, aber heute nimmt man an, dass das Gebäude nicht religiösen Zwecken diente. Archäologen und Historiker früherer Jahrhunderte nahmen an, dass es sich bei dem antiken Baiae um eine Kultstätte der Römer handelte und dass es sich bei den großen Gebäuden um Tempel handelt. Die Namen entsprangen deren Phantasie und haben sich über die Zeiten erhalten. Erst nach und nach gelangte man zu der Überzeugung, dass es sich bei der ganzen Siedlung vornehmlich um eine Bade- und Thermenanlage handelte, die vor allem den Vergnügungen der reichen Oberschicht Roms diente.
Römische Thermen in Baiae Archäologischer Park in Baiae

Archäologischer Park Baiae

Am Hang inmitten des heutigen Baia liegt das riesige Ausgrabungsgelände, wo man die römischen Thermen freigelegt hat. Die Badeanlagen, in denen es sich die Oberschicht vor 2000 Jahren gut gehen ließ, ist relativ gut erhalten und nicht zu vergleichen mit den römischen Thermen in Mitteleuropa, von denen man meist nur ein paar Grundmauern sieht. Man kann frei in dem Park umhergehen und die geheimnisvollen labyrinthartigen Gassen und Bauten in Ruhe erkunden.
Die antike Reichen-Siedlung Baiae
Archäologischer Park Baiae
Die römischen Thermenanlagen von Baiae Die römischen Thermenanlagen von Baiae

Die römischen Thermen

Die Unterteilung in zahlreiche kleine Räume erinnert mich eher an Umkleidekabinen. Was die alten Römer hier trieben, bleibt der Fantasie überlassen. Viele römische Kaiser vergnügten sich in den Bädern und Thermen und Kaiser Nero sagte man geradezu eine Besessenheit auf Baiae nach. Der sagenhaft reiche Lucullus (Lucius Licinius Lucullus) gab sich hier im 1. Jahrhundert vor Christus Müßiggang und Genusssucht hin und auch der Politiker und Philosoph Marcus Tullius Cicero nutzte die Vorzüge des Erholungsortes und Heilbades mit seinen heißen Heilquellen, genau so wie Julius Cäsar (Gaius Iulius Caesar). Von Cicero und Ovid sind Berichte über das ausschweifende Leben in Baiae erhalten.
Römische Thermen Römische Thermen in den Phlegräischen Feldern Wozu die alten Römer in dieser Hinsicht fähig waren kann man zum Beispiel nachlesen bei dem römischen Schriftsteller und Philosophen Seneca. Er hat die Erzählungen über die Ausschweifungen der römischen Oberschicht aufgeschrieben. Ebenso der römische Senator Titus Petronius Arbiter. Erberichtet in einer Episode seines Romans Satyricon (Satyrikon) vom opulenten vom Gastmahl des Trimalchio, für das "opulent" wohl eine starke Untertreibung darstellt.

Auf diesen Stempeln, die als Abstandshalter fungierten, befand sich der Fußboden, der von unten mit heißer Luft und Dampf erwärmt wurde. Dieses System der antiken Fußbodenheizung kennen wir auch an vielen Stellen in Deutschland, zum Beispiel in Weißenburg und Ellingen am Limes.
Röhren für heißes Wasser und Dampf aus dem Untergrund der Phlegräischen Felder Wasser aus heißen Quellen für die verschiedenen Anwendungen Der große Unterschied ist, dass man hier in den Phlegräischen Feldern natürliche heiße Mineralwasserquellen und sogar heißen Dampf aus dem Untergrund zur Verfügung hatte, der aus verschiedenen Öffnungen im Berghang quoll. Man fing sowohl das heiße Wasser als auch den Dampf auf und leitete beides in Röhren, Rinnen und anderen Bauwerken zu den entsprechenden Anwendungen. Die Technik dafür war bei den Römern bereits vor Christi Geburt hoch entwickelt und aufwändig umgesetzt. Der gesamte archäologische Park ist übersät mit geheimnisvollen Öffnungen für diese Zwecke.

Heute entweicht an diesem Ort kein Dampf und kein heißes Wasser aus dem Untergrund. Dies kann jedoch auch bedeuten, dass die Ausflüsse verstopf sind, und sich im Untergrund, vielleicht schon jahrhundertelang starker Druck aufbaut, der irgendwann zu einer neuen Katastrophe führen kann.
Auslass für Dampf oder heißes Wasser
Geheimnisvolle Hohlräume führen in den Berghang
Antikes Schwimmbad, heute ohne Wasser
Zahlreiche steinerne Wasserbecken und geheimnisvolle Öffnungen lassen nur vermuten, welchem Zweck sie einstmals dienten.
Wenn ich die Info-Tafeln richtig gedeutet habe, war das was sich auf dem nächsten Bild als Rasenfläche darstellt, das Schwimmbad aus dem 1. Jahrhundert nach Christus.
Antikes Schwimmbad, heute ohne Wasser
Der Merkur-Tempel in Baiae Eingang des Merkur-Tempels mit Tonnengewölbe

Der Merkur-Tempel

Inmitten der Thermenanlagen findet man eine riesige Kuppel mit einem großen Tonnengewölbe als Eingangsbereich. Sie wurde von Historikern vor Jahrhunderten als Merkur-Tempel bezeichnet und trägt diesen Namen noch heute. Merkur (Mercurius) war in der römischen Religion der Gott der Händler, aber auch der Diebe, offenbar sah man damals Parallelen zwischen beiden. Auch hier stellte sich heraus, dass das Gebäude offenbar nicht kultischen Zwecken diente, sondern auch eher ein Wellness-Tempel war. Die Öffnung am höchsten Punkt der Kuppel nennt man Opaion. Es ließ Licht herein, war also ein Lichtloch oder Kuppelauge, diente aber oft auch als Rauchloch. Hier leitete es den heißen Dampf nach oben ab. Man sagt, der heiße Dampf strömte so intensiv aus, dass durch das Loch kein Regen eindringen konnte.
Merkur-Tempel in Baiae

Die heutige Stadt Baia

Von dem Ausgrabungsgelände am Hang hat man immer wieder schöne Ausblicke über den Golf von Pozzuoli, die Hafenanlagen und das Spanische Kastell. Baia selbst wird von einer engen Straße durchzogen, auf der vor allem am Wochenende Staus an der Tagesordnung sind.
Die Hafenstadt Baia bei Neapel
Die Hafenstadt Baia am Golf von Pozzuoli in Italien
Säulen-Kapitell aus Marmor
Statuen in Baiae

Statuen und Skulpturen in den Thermen von Baiae

Die meisten der bei den Ausgrabungen gefundenen Statuen befinden sich in Museen, wo sie sicherer aufgehoben sind als hier in diesem unübersichtlichen, nicht vollständig überwachbaren Gelände. Möglicherweise handelt es sich bei den noch in den Ruinen verbliebenen Statuen um Kopien.
Statuen in Baiae
Kein Engel, sondern Amor oder Eros

Reliefs

Menschlicher Körper mit Flügeln - Was wir in unserer Kultur automatisch als Engel identifizieren, stellt den römischen Gott Amor dar, oder auch seine griechische Entsprechung, den Eros.

Rechts eine nackte Frau auf einem Fabeltier, vielleicht ein Drache. Erklärung fand ich leider keine.
Kein Engel, sondern Amor oder Eros
Antike römische Mosaiken

Mosaiken

Zu antiken römischen Thermen gehören natürlich auch Mosaiken.
Antikes römisches Mosaik

Fresken

Die am besten erhaltenen Fresken, Mosaiken und Reliefs wurden sicher entnommen und befinden sich in Museen, aber auch vor Ort in den Ausgrabungen kann man noch einiges entdecken.
Ein Fabelwesen als antikes römisches Fresko
Antikes römisches Fresko
Antike römische Fresken
Das Spanische Kastell von Baia

Das Spanische Kastell von Baia


Hoch über dem Meer und dem Fußballplatz von Baia steht auf einem felsigen Hügel das wehrhafte Spanische Kastell (Castello Aragonese di Baia). Hohe steinerne Mauern und eine Zugbrücke über steilen Felswänden schützten es vor Feinden.
Das Castello Aragonese di Baia

Das Museum der Phlegräischen Felder

Im Spanischen Kastell hat man ein großes archäologisches Museum eingerichtet, das Museum der Phlegräischen Felder (italienisch Museo Archeologico dei Campi flegrei). Es enthält vor allem Fundstücke des im Meer versunkenen Baiae, die vom Meeresboden geborgen werden konnten und die vom einstigen Reichtum der Stadt mit ihren antiken Thermen und Villen zeugen.

Das Relief rechts zeigt Silenos, einen Satyr, Eros den Liebesgott der Griechen und Mänade, eine der Begleiterinnen des Dionysos. Die Darstellung von Szenen aus der griechischen Mythologie war bei den alten Römern sehr beliebt.
Silenos, Eros und eine Mänade
Nymphäum des römischen Kaisers Claudius
Berühmt ist ein Nachbau des Nymphäums von Punta Epitaffio aus dem versunkenen Kaiserpalastes des römischen Kaisers Claudius mit Fundstücken vom Meeresgrund vor Baia.
Tuffsteingrab aus Cumae
Dieses Grab aus der Zeit der Samniten wurde an der Nord-Ost-Mauer von Cumae gefunden. Die Giebelplatten sind aus innen bemaltem gelbem Tuffstein. Die Szene stellt ein griechisch-hellenistisches Begräbnis-Bankett dar.

Die alten Römer pflegten Fernhandelsbeziehungen weit nach Osten. Gewürze, Perfüme, Edelsteine und andere Luxusgüter erreichten das Römische Reich sogar aus Indien, über Kamelkarawanen, das Rote Meer und den Nil in Ägypten. Ein Rastplatz in der Wüste, das Wadi Minayh, diente als Zwischenstation nach Koptos bei Luxor, wo die Waren auf den Nil verladen wurden. In einer Höhle, in der sie zum Schutz vor der sengenden Sonne den Tag verbrachten, hinterließen die Kaufleute Graffiti, die heute über 2000 Jahre alt und gut erhalten sind. Sie erzählen unter anderem von Familien aus Pozzuoli und von Reisezielen bis nach Indien und Sri Lanka. Eine Nachbildung dieser Höhle und verschiedene Graffiti findet man hier im Museum.
Nachbildung der Höhle im Wadi Minayh in Ägypten
Graffiti aus der Höhle im Wadi Minayh
Graffitis aus der Höhle im Wadi Minayh in Ägypten
Der Golf von Neapel von Baia gesehen - Der Vesuv in der Bildmitte
Blick vom Castello Aragonese di Baia und vom archäologischen Park Baiae über den Golf von Pozzuoli bis zum Vesuv am Golf von Neapel
Baiae - Golf von Pozzuoli - Vesuv
Durch tektonische Senkungen des Supervulkans im Untergrund wurde ein großer Teil von Baiae vom Meer verschlungen. Mit Glasbodenbooten kann man heute noch Statuen und andere Überreste betrachten, wenn man Glück hat. Die Glasbodenboote fahren nur, wenn genug Touristen da sind, damit es sich lohnt, wenn nicht heißt es lapidar: »Das Wasser ist heute zu trüb!« Tauchen zahlungskräftige Gruppen auf, denen es auf ein paar Scheine mehr nicht ankommt, klärt sich das Wasser auf wundersame Weise. Fotos unter  Phlegräische Felder
Fotos und Texte © 2016 by  Erwin Purucker und  Janis Purucker
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