Fotos und Informationen
aus Italien: Golf von Neapel

Die Phlegräischen Felder, der
Solfatara-Krater und Pozzuoli

Die Phlegräischen Felder, ein Supervulkan

Heißer Dampf aus dem Solfatara-Krater Blicken die Geologen viele Jahrtausende zurück, stellen sie fest, dass das Gebiet der Phlegräische Felder in Wirklichkeit ein riesiger Vulkankrater ist, eine Caldera. Er wird als Supervulkan eingestuft, der vor ca. 39 000 Jahren zum letzten Mal als Ganzes ausbrach. In geologischen Zeiträumen gedacht, ist das noch nicht allzulange her. Vulkanasche dieses Ausbruchs fand man bis in Rumänien. Dagegen scheint der Vesuv-Ausbruch vor 2000 Jahren relativ klein!

Der Ausbruch eines solchen Super-Vulkans hat Auswirkungen auf das Klima der gesamten Nordhalbkugel über viele Jahre hinweg. Heute nimmt man an, dass das Aussterben der  Neandertaler vor allem vom Ausbruch dieses Super-Vulkans ausgelöst wurde. Jüngere Überreste von Neandertalern, die diese Katastrophe überlebt haben, fand man nur auf  Gibraltar. Deren Zahl war jedoch so gering, dass sie mit der Zeit vom Homo sapiens verdrängt wurden, der über größere Bereiche der Erde verbreitet war und so die Katastrophe besser überstand. Vielleicht ging auch das Erbgut der Neandertaler in der zahlenmäßigen Masse des Homo sapiens auf.

Weitere kleinere, aber dennoch gewaltige Ausbrüche in den Phlegräischen Feldern ereigneten sich vor ca. 15 000 Jahren und im Jahr 1538. Vor zunehmenden vulkanischen Aktivitäten im Untergrund warnen in letzter Zeit Geologen und Regierungsstellen. Diese Warnungen halten die Menschen jedoch nicht davon ab, in diesem Gebiet zu leben oder sogar neue Häuser zu bauen. Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) hat einen Bericht veröffentlicht, wonach die Erdkruste über den Magmakammern zur Zeit immer dünner und rissiger wird. Sie haben auch Hinweise auf aufsteigende Gase gefunden, was einen Ausbruch wesentlich gefährlicher und explosiver machen würde, mit Auswirkungen auch auf Mitteleuropa und die gesamte Nordhalbkugel.

Während unmittelbar bei den antiken Thermen von Baiae heute keine heißen Gase oder Thermalwasser mehr austreten, oder dieses unterirdisch abgeleitet wird, gibt es im Bereich von Pozzuoli zahlreiche Stellen, an denen man Gasaustritte der Phlegräischen Felder beobachten kann. Meist handelt es sich um Wasserdampf. Gelbe Ablagerungen zeigen, dass auch Schwefelverbindungen aus dem Untergrund strömen. Am eindrucksvollsten kann man dies im Vulkankrater Solfatara erleben, der für Besucher zugänglich ist. Die austretenden Gase haben Temperaturen von bis zu 200°C.
Der Solfatara-Krater in den Phlegräischen Feldern

Der Solfatara-Krater


Betritt man den Solfatara-Krater vom Parkplatz her durch den kleinen Park, wirkt er erstmal wie ein großer Steinbruch. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man die verschiedenen Dampfwolken. Wir hatten Glück, dass ein leichter Wind wehte. Bei Windstille soll der Schwefelgeruch durchaus unangenehm sein.
Der Solfatara-Krater
Der Solfatara-Krater, nur ein kleiner Teil des Supervulkans der Phlegräischen Felder
Der Solfatara-Krater ist nur ein winziger Teil des Supervulkans der 150 Quadratkilometer großen Phlegräischen Felder.

Heißer Wasserdampf mit Schwefelverbindungen steigt an vielen Stellen auf.
Gasaustritte im Solfatara-Krater
Schwefelkristalle Schwefelkristalle am Gasaustritt

Natürliches Viagra aus Sulfatdampf?

Kein geringerer als der Nobelpreisträger für Medizin, Louis Ignarro, Pharmakologe und Chemiker, Professor an der medizinischen Fakultät der UCLA, Los Angeles, Kalifornien, behauptet, dass die heißen Gase aus der Erde unter den Phlegräischen Feldern stimulierende Wirkungen auf die Sexualität hätten. Dass die alten Römer die heißen Dämpfe so gern als Thermalbäder und Saunas nutzten, sei wohl auch auf diese "Nebenwirkungen" zurückzuführen. Die Phlegräischen Felder würden mit ihrem Sulfatdampf praktisch ein natürliches Viagra spenden. In Zusammenarbeit mit der Universität von Neapel stellte er angeblich fest, dass zwei Enzyme im männlichen Körper ähnliche wasserstoffhaltige Sulfate produzieren, wie sie in den Ausdünstungen des Solfatara-Kraters enthalten sind.
Quelle:  Berliner Zeitung und Info-Tafel am Bocca Grande
Fotos: Schwefelkristalle am Gasaustritt (Erwin Purucker)

Vielleicht sitzt ja aber auch Amor, der römische Gott der Liebe, irgendwo unsichtbar am Kraterrand und verschießt von dort seine Pfeile. Andere vermuten Satan hinter den mystischen Geschichten und bezeichnen die Dämpfe als den Gestank des Teufels. Viele frisch Verheiratete halten sich jedenfalls gern im Umkreis des Solfatara-Kraters oder des Vesuvs auf und buchen dort Hotelzimmer für die Hochzeitsnacht. Legenden, die Geld bringen, werden in Italien (und nicht nur dort) ausgiebig gepflegt.
Schwefelkristalle im Solfatara-Krater in den Phlegräischen Feldern Im Solfatara-Krater in den Phlegräischen Feldern bei Pozzuoli Warnschilder sollen Touristen davon abhalten, den Gasaustritten zu nahe zu kommen. Zu Recht, hat der schwefelhaltige Wasserdampf doch Temperaturen bis zu knapp 200°C. Sollte es nach Gummi stinken, stehen Sie mit Ihren Schuhsohlen auf heißen Steinen! Neben den Schwefelverbindungen enthält der Wasserdampf auch geringe Anteile an Antimon- und Quecksilberverbindungen. Aus Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung des Anteils bestimmter Isotope der Gase können Wissenschaftler auf veränderte Aktivitäten im Untergrund schließen. Mittels Laser-Reflektoren kann ein Heben oder Senken des Geländes gemessen werden, um Bewegungen des Magmas in nur wenigen Kilometern Tiefe zu erkennen.
Antike römische Sauna Römisches Thermen-Gewölbe Im Solfatara-Krater findet man auch eine restaurierte antike Sauna aus der Römerzeit. Vor zwei Grotten sind Ziegel-Gewölbe gemauert, in denen der austretende heiße Wasserdampf als Therme genutzt wurde und auch heute noch genutzt werden kann. Man muss allerdings aufpassen, die Dämpfe können ganz schön heiß sein. Am besten, man geht erstmal im Entengang hinein. Richtet man sich aus der Hocke auf, wird's oben an der Decke schnell heiß und stickig.
Im Hochmittelalter gab es in den Phlegräischen Feldern 40 heiße Quellen, deren Wasser zu Heilzwecken verwendet wurde. Man wandte das Thermalwasser gegen Nervosität, Augenleiden, Hautkrankheiten und Unfruchtbarkeit an. Mittelalterlicher Medizin sollte man allerdings heutzutage lieber misstrauen. Vielleicht wurden ja manche schon deshalb wieder gesund, um dieses Wasser nicht mehr trinken zu müssen. Einige dieser Quellen waren allerdings schon im Altertum bekannt.

Dieser Brunnen wurde allerdings erst Anfang des 19. Jahrhunderts vor allem zur Alaungewinnung gegraben. Er ist ca. 10 m tief. Das Wasser aus dem Solfatara-Krater ist reich an Schwefeloxiden, Calciumsulfat, Magnesium und Alaun. Es soll einen typischen Bitter Lemon Geschmack haben. Probiert hab ich's lieber nicht.
Mineralwasser-Brunnen
Ein Video aus dem Solfatara-Krater von 2016

Einflüsse auf die Gesundheit

Während die alten Römer die Dämpfe der Phlegräischen Felder nutzten und genossen, erinnerten sie mich eher an die Miasmen, üble Dünste und krankmachende Erddämpfe, mit denen Hippokrates von Kos im 4. Jahrhundert vor Christus Epidemien ansteckender Krankheiten zu erklären versuchte. Da man von Bakterien und Viren lange nichts wissen konnte, tauchten diese Erklärungsversuche im Lauf der Jahrhunderte immer wieder auf. Sogar im 19. Jahrhundert, als Robert Koch und andere den Zusammenhang zwischen Bakterien und ansteckenden Krankheiten bewies, wollten viele dies nicht glauben und hielten an der Theorie der Miasmen fest. 1892 schluckte Max von Pettenkofer sogar im Selbstversuch Cholera-Bakterien, um zu beweisen, dass diese ohne krankmachende Miasmen nichts ausrichten können. Mitarbeiter Robert Kochs behaupteten später, sie hätten ihm abgeschwächte Bakterien geliefert, damit er sich nicht selbst schade.

Heute ist der Streit zwar entschieden, aber über den Umweg des Einflusses auf die Körperabwehr, das Immunsystem, können solche Ausdünstungen durchaus auch Einflüsse auf die Gesundheit haben, im Guten wie im Schlechten, vom Schwefel bis zum Radon, einem Zerfallsprodukt des Urans. Die Wahrheit muss man wahrscheinlich bei dem Schweizer Arzt Paracelsus im 16. Jahrhundert suchen, der grundsätzlich alle Dinge als Gift sah, und »nur die Dosis macht's, dass ein Ding kein Gift sei!«. Tagtäglich möchte ich die Dämpfe der Phlegräischen Felder nicht einatmen, selbst wenn sie kurmäßig angewendet positive gesundheitliche Wirkungen haben mögen.

Archäologischer Unterwasserpark (Parco Archeologico Sommerso di Baia)

Statuen im Archäologischen Unterwasserpark Baia Ein großer Teil des Gebietes der Phlegräischen Felder liegt heute unter dem Meeresspiegel. Die Erdoberfläche veränderte sich nicht nur beim Ausbruch des Vesuvs und bei den zahllosen Erdbeben, welche die Gegend in den letzten 2000 Jahren erschütterten, sondern auch ganz langsam über Jahre und Jahrhunderte. Das ist praktisch ein Erdbeben in Zeitlupe. Diese langsamen Hebungen und Senkungen des Erdbodens nennt man Bradyseismus, Bradisismus oder bradyseismische Aktivitäten. Die Erdoberfläche in manchen Bereichen der nahen Stadt Pozzuoli veränderte sich zum Beispiel in den 1980er Jahren um bis zu anderthalb Meter. Archäologischer Unterwasserpark Baia In letzter Zeit hebt sich der Erdboden in manchen Gebieten der Phlegräischen Felder um mehrere Zentimeter pro Jahr, was unter Umständen darauf hindeuten kann, dass der Druck an dieser Stelle der Erdkruste steigt. Wann oder ob sich dieser Druck im Untergrund irgendwann schlagartig entlädt, kann niemand sicher sagen. Die Magmakammern des Vesuvs und der Phlegräischen Felder sind übrigens in nur 10 km Tiefe miteinander verbunden.

Statuen, Säulen und Bauwerke des antiken Baiae kann man im archäologischen Unterwasserpark (Parco Archeologico Sommerso di Baia) mit Glasbodenbooten oder geführten Tauchtouren erkunden. Auf dem Papier fahren die Glasbodenboote von März bis November. In Zeiten mit wenigen Touristen, wie Frühling und Herbst, lässt man die Fahrten jedoch oft ausfallen. Da ist nicht genug verdient, oder man zahlt sogar drauf. Die offizielle Ausrede ist dann »Das Wasser ist heute zu trüb.« Sind genug Anmeldungen vorhanden, ist das Wasser plötzlich immer klar!

Insel Nisida


Nahe der Stadt Pozzuoli liegt die Insel Nisida im Golf von Neapel und dem Golf von Pozzuoli. Sie ist knapp 30 Hektar groß und der Name stammt von der altgriechischen Bezeichnung "Inselchen". Während die Insel in früheren Jahrhunderten als Quarantäne-Isolierstation und Marinelazarett genutzt wurde, baute man später über einen dazwischenliegenden Felsen einen Damm mit einer Straße, so dass Nisida eigentlich zu einer Halbinsel wurde.
Insel Nisida
Der Golf von Neapel - Der Vesuv am Horizont in der Bildmitte

Golf von Neapel und Vesuv

Blick vom Spanischen Kastell von  Baiae (Castello Aragonese di Baia) und vom archäologischen Park Baiae über den Golf von Pozzuoli, den Golf von Neapel bis zum  Vesuv am Horizont
Der Golf von Pozzuoli, im Hintergrund der Vesuv
Die Porta Napoli (das Tor nach Neapel) in Pozzuoli

Pozzuoli


Die Stadt wurde 531 vor Christus von griechischen Flüchtlingen gegründet. Sie kamen aus Samos, nannten sie Dikaiarcheia und waren vor dem Tyrannen Polykrates geflohen. 194 vor Christus wurde die Stadt römisch. Im Jahr 1538 entstand nicht weit von Pozzuoli der Vulkan Monte Nuovo. Bei dem Ereignis wurden Teile der Stadt um bis zu 6 m angehoben. Zur Zeit habt sich die Gegend wieder. Das ist kein gutes Zeichen, bedeutet es doch, dass der Druck im Untergrund steigt. Für den Hafen bedeutet es, dass der Wasserstand sinkt, was auch nicht unproblematisch ist.

Auf einem Hügel steht die Altstadt Rione Terra. Hier ist eine Besiedelung seit dem Jahr 200 vor Christus nachgewiesen. Sie ist eng bebaut und unübersichtlich. An manchen Stellen hat man den Eindruck, dass die Restaurierungsarbeiten eingestellt wurden, weil man sowieso nur auf das nächste Erdbeben wartet.
Pozzuoli, Rione Terra
Pozzuoli, Rione Terra
Pozzuoli, Rione Terra
Die historische Altstadt mit ihren typischen engen Gassen wirkt sehr ursprünglich. Von einem Erdbeben möchte ich hier allerdings nicht überrascht werden, vor allem wenn mal wieder in der Nähe ein neuer Vulkan entsteht.
Die historische Altstadt von Pozzuoli
Die historische Altstadt von Pozzuoli
Die historische Altstadt von Pozzuoli

Ausgrabungsstätte Macellum di Pozzuoli mit Serapis-Tempel


Nicht weit vom Hafen findet man auch die Ausgrabungsstätte Macellum di Pozzuoli. Im Jahre 1750 fand man hier die Statue des ägyptischen Gottes Serapis, so dass man die ausgegrabenen Gebäude den Tempel des Serapis (Tempio di Serapide) nannte. Serapis wurde in ägyptisch-hellenistischer Zeit von Ptolemaios I. als Reichsgott eingeführt und scheint eine Verschmelzung des ägyptischen Osiris und des Apis-Stiers mit den griechisch-römischen Göttern Zeus-Jupiter und Hades-Pluto zu sein. Aus ihm entstand der Serapis-Kult, der im frühen Hellenismus unter der makedonisch-griechischen Herrschaft Ägyptens entstand und Serapis zum Gott der Gott der Nilschwemme in  Ägypten machte. Später stellte sich aber heraus, dass es sich eher um den öffentliche Markt der altrömischen Stadt Puteoli handelt.
Ausgrabungsstätte Macellum di Pozzuoli
Ausgrabungsstätte Macellum di Pozzuoli
Tempel des Serapis (Tempio di Serapide)
Fotos und Texte © 2016 by  Erwin Purucker
Bücher über Vulkane
Bücher Elektronik, Foto
Musik-CDs DVDs, Blu-ray
Spielzeug Software
Freizeit, Sport Haus und Garten
Computerspiele Küchengeräte
Essen und Trinken Drogerie und Bad
Erwin's Bücherecke


 Golf von Neapel und Vesuv
 Pompeji
 Der Vesuv
 Phlegräische Felder, Solfatara-Krater
 Sorrento
 Miseno, Plinius
 Cumae, Sibyllengrotte
 Oplontis, Villa Poppaea
 Baia (Baiae)
 Archäologischer Park Paestum
 Königspalast Reggia di Caserta
 Toskana
 Pisa
 Populonia
 Florenz Teil 1
 Florenz Teil 2
 Lucca
 Toskanische Villen
 Bagni di Lucca
 Torre del Lago Puccini
 Collodi, Villa Garzoni
 Rosignano Marittimo, Castiglioncello
 Viareggio, Camaiore
 Volterra
 Saturnia, natürliche Thermalquelle
 Riviera, Ligurien
 Bussana Vecchia
 Genua
 Toirano und Loano
 Alassio
 Albenga
 Balzi Rossi
 Ventimiglia
 Savona