Das Heidelberger Schloss
Friedrichsbau, Ottheinrichsbau,
Schlossgarten, Heidelberger Fass
Fotos und Informationen
Reiseberichte mit Bildern
Am Nordhang des Königstuhls hoch über Heidelberg steht fast bedrückend das weitgehend zerstörte Heidelberger Schloss. Es ist zu besichtigen und man kann im Terrassengarten (Schlosspark) spazieren gehen. Erreichen kann man es entweder über einen steilen Weg mit Treppen oder mit einer Bergbahn.
An einem Seil hängen zwei Bahnen auf Schienen. Wenn die eine bergwärts fährt, wirkt die andere als Gegengewicht und fährt talwärts. In der Mitte muß es natürlich eine Ausweichstelle geben. Das rechte Bild zeigt die Fahrt, wenn das Seil reißt.
(Keine Angst, ist nur ein Spaß! Für diesen unwahrscheinlichen Fall gibt's natürlich automatische Notbremsen)
Oben angelangt sieht man, dass die Truppen Ludwigs XIV. im Jahr 1693 ganze
Arbeit geleistet haben. Von vielen Gebäudeteilen stehen nur noch die
Außenmauern. Die Dächer fehlen teilweise.
Im Stil eines barocken Triumphbogens ließ Friedrich V. zu Ehren seiner Gemahlin
Elisabeth Stuart von
Salomon de Caus das Elisabethentor errichten. Die vier Säulen sind wie Baumstämme
geformt, um die sich Efeu rankt. In den Ranken sind allerlei Tiere versteckt: Frösche, Käfer, Schnecken, Eidechsen und Eichhörnchen.
Es war als Überraschung für Elisabeth gedacht. Sie zeigte sich jedoch überrascht, dass die verzierte Seite nach außen schaut, so dass sie von innen immer die schmucklosere Seite zu sehen bekam (Bild rechts, oben auf der Mauer des Burggrabens)
Der Gefangenenturm
am Burggraben trägt von alters her den Namen Seltenleer oder Nimmerleer. Wahrscheinlich fand man immer Gründe jemanden einzusperren.
Der Burggraben wurde auch Hirschgraben oder Halsgraben genannt. Früher wurde hier Rotwild und manchmal auch Bären gehalten, wahrscheinlich fanden auch Schaujagden statt. Vielleicht hat man sich auch einen Spaß daraus gemacht, gefangene Feinde darin zu jagen.
Der Pulverturm
Den Pulverturm (Krautturm, Gesprengter Turm) versuchte man schon 1689 zu sprengen, jedoch ohne Erfolg. Ein weiterer Versuch 1693 von französischen Soldaten im Pfälzer Erbfolgekrieg hatte mehr Erfolg. Das abgesprengte Stück liegt heute noch so daneben wie damals.
Der Gesprengte Turm, gemalt um 1830 von
Professor Carl Eduard Ferdinand Blechen.
Abb.: Wikipedia, GNU-Lizenz
Auch Johann Wolfgang Goethe zeichnete diesen Turm am 23. September 1779 von der Brücke über den Burggraben aus.
Rechts der Gesprengte Turm im Holzmodell
Der Torturm aus roten Sandsteinquadern wurde später auch
Uhrenturm genannt und um 1535 als Teil der Verteidigungsanlagen unter Kurfürst Ludwig V. gebaut. Die Brücke zwischen Torturm und Brückenhaus
stammt von 1810. Dazwischen befand sich hier eine Zugbrücke.
Die mit Schiefer bedeckte barocke Haube erhielt der Turm erst um 1716.
Über dem Eingang befinden sich zwei Ritter-Statuen, hergestellt ca. 1535.
Die steinernen Löwen hielten ein silbernes Wappenschild, das verschollen
ist.
Der Ottheinrichsbau
Kurfürst Ottheinrich (Otto Heinrich) von der Pfalz ließ 1556 im neuen Stil der Renaissance das Gebäude errichten, das man heute Ottheinrichsbau nennt. Die Figuren an der Fassade stammen von Alexander Colin. Sie stellen neben Figuren aus dem Alten Testament auch Götter dar. Deshalb wurde der Palast früher auch der Heidnische Bau genannt.
Der Friedrichsbau
Das markanteste Gebäude im Innern ist der Friedrichsbau. Kurfürst Friedrich IV. ließ diesen Palast 1601 bis 1607 von Johannes Schoch errichten. An der Fassade befinden sich Statuen der Ahnen Friedrichs und der Kurfürsten. Sie stammen von dem Bildhauer Sebastian Götz. Nach zwei Bränden 1693 und 1764 wurde dieses Gebäude wieder aufgebaut und Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus erneuert.
Die Statue rechts zeigt Friedrich III. von der Pfalz (Friedrich der Fromme), der 1576 in Heidelberg starb.
Aussicht auf das Neckartal und Heidelberg
Das Heidelberger Schloss steht am Nordhang des Königstuhls. Von oben hat man eine herrliche Aussicht auf die Altstadt im Neckartal.
Die Heiliggeistkirche (rechts) und die Jesuitenkirche (links) ähneln sich von oben gesehen auf den ersten Blick wegen der gleichen Dachkonstruktion. Die gotische Heiliggeistkirche ist jedoch wesentlich älter. Um 1400 begann man mit dem Bau. Vorher standen an dieser Stelle schon zwei andere Kirchen. Die barocke Jesuitenkirche wurde von 1712 bis 1723 von Johann Adam Breuning errichtet.
Der Schlossgarten Hortus Palatinus
Direkt ans Heidelberger Schloss schließt sich der Schlossgarten (Terrassengarten, Schlosspark) an. Er besteht aus vier Terrassen und war war einer der ersten Renaissance-Gärten. Salomon de Caus legte ihn ab 1616 im Auftrag des Kurfürsten Friedrich V. an. Durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges konnte er ihn nie ganz beenden. In dieser Zeit galt der Schlossgarten mit der Bezeichnung Hortus Palatinus als achtes Weltwunder. Heute sind die Terrassen parkähnlich gestaltet mit einem bemerkenswerten alten Baumbestand.
Friedrich V. stand mit seiner protestantischen Kurpfalz im Heiligen Römischen Reich kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges auf ziemlich verlorenen Posten. Er wurde König von Böhmen und der Kaiser sagte ihm eine kurze Herrschaft voraus. In diesem Zusammenhang erhielt er den Spottnamen Winterkönig. Er regierte dann tatsächlich nur ein Jahr als König.
In einem Wasserbecken mit Springbrunnen liegt lässig
Vater Rhein.
Gleich daneben befindet sich das Portal der
Großen Grotte.
Im Inneren sollen kunstvolle Wasserspiele installiert gewesen sein.
Beleuchtet wurde das ganze effektvoll durch bestimmte Öffnungen in der Decke.
Das Brunnenhäuschen des
Oberen Fuerstenbrunnens
wurde unter Kurfürst Karl Philipp gebaut.
Über dem tiefer gelegenen Eingang befindet sich ein Löwenkopf und ein Emblem
mit seinen mehrmals verschlungenen Initialen C.P. und der Jahreszahl 1738.
Im Schloss steht ein Modell, wie die Anlage einschließlich der Terrassengärten vor ihrer Zerstörung 1693 ausgesehen hat. Von den Gärten zeigt es allerdings nur zwei Ebenen.
Das Innere der noch erhaltenen oder wiederhergestellten Gebäude
ist als Museum ausgebaut.
Der Friedrichsbau war zwar auch ausgebrannt, wurde aber 1897 bis 1900 durch
Karl Schäfer
wiederhergestellt.
Das Heidelberger Fass
Für das Große Fass des Heidelberger Schlosses
wurde um 1590 extra ein Gebäude, der Fassbau, errichtet.
Johann Kasimir von der Pfalz-Simmern
ließ das erste direkt an den Königssaal anschließen, um bei Festen immer
genügend Nachschub zu haben. Es wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört.
Das größte, heute zu besichtigende Faß stammt von Kurfürst Carl Theodor aus dem
Jahr 1751 und fasst 221 726 Liter. Es war schon die vierte
Konstruktion, wurde aber nur drei mal gefüllt, weil es wie die vorherigen nie
ganz dicht war.
In dem politischen Gedicht
Jenseits des Rheins erwähnt
➜ Heinrich Heine das Heidelberger Fass. Er schrieb das Gedicht im französischen Exil und wandte sich damit gegen Fremdenhass und demokratiefeindlichen Nationalismus in der deutsch-nationalen Bewegung:
Aber wir verstehen uns bass,
wir Germanen auf den Hass.
Aus Gemütes Tiefen quillt er,
Deutscher Hass! Doch riesig schwillt er,
und mit seinem Gifte füllt er
Schier das Heidelberger Fass.
Der
Dicke Turm
hatte im unteren Teil sieben Meter dicke Mauern bei einem Gesamtdurchmesser von
28 m. Kurfürst Ludwig V. (Ludwig der Friedfertige) ließ ihn 1533 als Teil
seiner Befestigungsanlagen errichten.
Der
Glockenturm
wurde auf einen niedrigen Artillerieturm von ca. 1490 aufgesetzt.
Seit am 25. Juni 1764 der Blitz einschlug, ist er eine Ruine.
Im
Apothekerturm
befindet sich zwar ein Apothekenmuseum,
der Name kommt jedoch vom griechischen Wort "apotheca" (= Lagerraum).
Eine Apotheke war dort noch nie. Auch er wurde von Kurfürst Ludwig V.
als Teil der Verteidigungsanlagen errichtet.
Auch die besten Schutzengel konnten die Zerstörung des Schlosses nicht
verhindern!
Ein Holz-Modell des zerstörten Schlosses steht im Inneren.
➜
Heidelberg Teil 2
Heidelberger Schloss