Leichenkonservierung
Besonders bei hochgestellten Persönlichkeiten wurden die sterblichen Überreste oft konserviert, durch Einbalsamierung und Mumifikation. Besonders das Alte Ägypten ist bekannt für die Mumifizierung von Leichen, die dort bis zur Perfektion weiterentwickelt wurde. Wenig bekannt ist, dass sich im Keller des Luisenburg-Gymnasiums in Wunsiedel eine
ägyptische Mumie befindet, ein Geschenk des Import-/Export-Kaufmanns
Johann Christian Heß an seine ehemalige Schule.
Es gibt aber auch natürliche Konservierung, zum Beispiel wenn die Leichen schnell trocknen und nicht verwesen können. Oder aber bei Moorleichen, wo sauerstoffarmes Wasser keine Verrottung zulässt und diese dann als Moorleichen, oft erst nach Jahrhunderten, wieder auftauchen. Bei Skeletten oder Skelett-Teilen in Beinhäusern oder Kirchen handelt es sich meist um ausgegrabene Tote, um auf dem Friedhof Platz für neue Gräber zu schaffen. Oft gab es dafür auch Beinhäuser (Ossuarien), wie im Keller der alten Friedhofskapelle in
Perschen bei Nabburg. Das Fleisch ist nach der Liegezeit längst verwest und man braucht die Knochen nur aufzusammeln oder auszusieben. Auch bei Leichen aus Katakomben ist es nach mehreren Jahren sicher leicht, die Knochen von allem Übrigen zu befreien.
Das Leichenkochen
Starb jedoch eine wichtige Persönlichkeit fernab seiner Heimat, sollte aber daheim bestattet werden, war die Verwesung auf dem Transport ein Problem, da es keine Kühlmöglichkeiten gab. Besonders im Mittelalter wurden solche Toten dann gekocht, bis sich das Fleisch von den Knochen löste. Als Lothar III., Herzog von Sachsen, König und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation auf dem Rückweg von einem Feldzug in Italien 1137 im Dorf Breitenwang in Tirol starb, entfernte man seine Eingeweide und kochte ihn dann längere Zeit, bis sich die Knochen von dem Fleisch lösen ließen. Anscheinend hatte man entsprechend große Töpfe dabei, um das Heer zu verpflegen. Sein Skelett bestattete man schließlich daheim in Niedersachsen in der Stiftskirche Peter und Paul in Königslutter. Warum dieses Konservierungsverfahren für Leichen ausgerechnet als Mos teutonicus (deutsche Sitte) bekannt wurde, darüber kann man nur spekulieren.
Bekannt wurde das Verfahren auch bei
Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Beim Dritten Kreuzzug um 1190 ertrank er beim Bad in einem Fluss auf dem Gebiet der heutigen Türkei. Seine Eingeweide begrub man in Tarsos, das restliche Fleisch in Antiochia und sein Skelett vermutlich in der Kathedrale von Tyros. Obwohl Papst Bonifatius VIII. im Jahr 1299 das Kochen und Zerteilen von Leichen untersagte, wurde es noch manchmal durchgeführt, da man sich nicht anders zu helfen wusste.