Capo di Miseno
Von Miseno aus (oben) ist der Vesuv gearde noch
im Dunst zu erahnen, unten von Baia aus gesehen.
Hier der Vesuv von Baia aus gesehen
Plinius der Ältere und der Jüngere
Fährt man von Neapel Richtung Westen an Pozzuoli und Baia (Baiae) vorbei, erreicht man am Ende der Phlegräischen Halbinsel das
Capo di Miseno. Große und kleine Buchten bilden hier natürliche Häfen, die seit Jahrtausenden gerne von Schiffen und ganzen Flotten benutzt werden. Schon 214 vor Christus trieb hier Hannibal, der Feldherr der Karthager sein Unwesen und verwüstete die Gegend. Im ersten Jahrhundert nach Christus dann, als die Ortschaft Miseno noch lateinisch Misenum hieß, war hier eine große römische Kriegsflotte stationiert, die von Plinius dem Älteren als Präfekt kommandiert wurde.
Als sich im August des Jahres 79 nach Christus ungewöhnliche dunkle Wolken über dem Vesuv zeigten, machte er sich mit einem Schnellsegler der römischen Flotte auf den Weg über das Meer, zunächst um herauszufinden was vor sich geht, später um die Menschen dort zu retten. In der Nähe des Vesuvs konnte er wegen des Ascheregens und des Steinhagels schon nicht mehr anlanden, deshalb wandte er sich Richtung Süden nach Castellammare di Stabia (damals Stabiae) zum Gut des Pomponianus, wo er die Nacht verbrachte. Wegen starker Erdbeben musste man am Morgen die schützenden Häuser verlassen und an der Küste brach Plinius tot zusammen. Andere Berichte sprechen davon, dass er schon im Schlaf starb. Sein Neffe, Plinius der Jüngere, schreibt in einem Brief an Tacitus:
»... wurde sein Körper [am Morgen] unversehrt und unverletzt und bekleidet gefunden ... Das Aussehen des Körpers war einem Schlafenden ähnlicher, als einem Gestorbenen.« (Quelle:
Plinius-Übersetzungen) Staub, Asche und vulkanische Gase hatten sich vom Vesuv vor allem Richtung Süden bewegt, woran er jedoch letztenendes starb, weiß man nicht. Seine Berichte über den Vulkanausbruch, die er noch an Bord des Schiffes seinem Schreiber diktierte, machten ihn berühmt bis in unsere Zeit.
Aber auch sein Neffe, Plinius der Jüngere, war nicht untätig. Zum Zeitpunkt des Vulkanausbruchs war er gerade mal knapp 18 Jahre alt. Glücklicherweise war er in Miseno geblieben und musste hilflos mit ansehen, wie sein Onkel in den Tod fuhr. Auch er schrieb seine Beobachtungen auf und sandte dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus ausführliche Berichte über den Ausbruch des Vesuv. Die Schilderung beginnt schon im Laufe des 24. August 79, als ihn seine Schwester auf eine bedrohlich wirkende schwarze Wolke über dem Vulkan aufmerksam machte. Sein Onkel ludt ihn ein, mit den Schiffen mitzufahren, was er glücklicherweise ablehnte. Am nächsten Morgen waren die Erdbeben sogar hier in Miseno so heftig, dass die Menschen ihre Häuser verließen und flohen. In Briefen an Tacitus berichtet Plinius unter anderem davon, dass sich das Meer so schnell zurückzog, dass große Mengen Meerestiere zurückblieben und dass er und seine Mutter, die Schwester seines Onkels, in Gefahr gerieten, von der panischen Menschenmenge niedergetrampelt zu werden. Auch schreibt er davon, dass dunkle Wolken den Tag zur Nacht machten und ständig Ascheregen niederging, obwohl der Gipfel des Vesuv 28 km von hier entfernt ist. Nach dem Abflauen der Erdbeben kehrten Plinius und seine Mutter wieder nach Misenum zurück, warteten jedoch vergeblich auf die Rückkehr des Onkels und Bruders.