Reisebericht mit Bildern
aus Tschechien
Karlsbad
Fotos und Informationen
Der größte Kurort im Bäderdreieck Karlsbad, Marienbad und Franzensbad hat ca. 50 000 Einwohner. Die Kureinrichtungen und Hotels liegen größtenteils im Tal der Teplá, die noch in der Stadt in die Eger (tschechisch Ohře) fließt. Die Eger entspringt im Fichtelgebirge und mündet bei Leitmeritz (tschechisch Litoměřice) in die Elbe.
Der Schlossturm Karlsbad (rechts) steht oberhalb der Marktkolonnade. Er ist der Überrest einer von Karl IV. um das Jahr 1358 erbauten gotischen Burg. Sie wurde 1604 durch einen Brand zerstört und nur der Burgturm wurde später im barocken Stil erneuert.
Die Altstadt
am Fluss Tepla (Tepl)
In früheren Jahrhunderten sorgte die Tepla in dem engen Tal manchmal für verheerende Überschwemmungen. Deshalb hat man ihn zwischen hohen Steinmauern eingezwängt. Für eine naturnahe Gestaltung bleibt einfach kein Platz.
Den beeindruckenden Bürgerhäusern sieht man den einstigen Reichtum der Stadt an und entlang der Innenstadt sind sie durchwegs in sehr gutem Zustand.
Die Promenaden am Fluss und die Gassen der Altstadt laden zu Spaziergängen und zum Verweilen in den zahllosen Restaurants ein. Läden mit den verschiedensten Andenken und anderen Artikeln verführen zu einem Einkaufsbummel.
Das Heilbad Karlsbad
Karlsbad als größte Stadt des böhmischen Bäderdreiecks ist natürlich bekannt wegen ihrer Thermalquellen. Schon im 14. Jahrhundert entdeckte man die wohltuende Wirkung der Karlsbader Heilquellen. Der Sage nach hat ein Hirsch mit seinen Hufen die erste Heilquelle freigelegt. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Karl IV., erhob den Ort Vary 1370 zur Königsstadt. Allerdings trank man das Wasser damals noch nicht, sondern verwendete es nur zum Baden.
Die bekannteste Quelle ist der Karlsbader Sprudel, ein heißer Geysir, der über 10 m in die Höhe schießt. Seinen Druck bezieht dieser allerdings nicht wie manche Geysire in Island oder Yellowstone aus dem Kochen des Wassers, sondern aus dem Gasgehalt und dessen Druck. Das Mineralwasser kommt mit einer Temperatur von 72°C aus der Tiefe. Die Quelle liefert 2 Kubikmeter Thermalwasser pro Minute. In der Brunnenhalle der modern gestalteten Sprudelkolonnade kann es aus fünf Brunnen mit verschiedenen Temperaturen zum Trinken entnommen werden.
Der russische Zar Peter der Große besuchte 1711 zum ersten Mal Karlsbad und machte die Stadt bekannt. Besonders im 19. Jahrhundert erreichte die Stadt einen Höhepunkt als Kurort von Weltruf. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Auflösung der Österreich-Ungarischen Donaumonarchie kam Deutsch-Böhmen zur neu gegründeten Tschechoslowakei, 1939 durch das Münchener Abkommen wiederum zum Deutschen Reich. Im Mai 1945 wurde Karlsbad von den Amerikanern erobert und von diesen kurze Zeit später an die Russische Armee übergeben. Nach dem Zweien Weltkrieg wurde es wieder Teil der Tschechoslowakei (CSSR).
Hygieia
In der Sprudelkolonnade steht eine Skulptur der Hygieia oder Hygeía, der griechischen Göttin der Gesundheit. Sie war eine der Töchter des Asklepios, des Gottes der Heilkunst in der griechischen Mythologie. Sie ist mit einer Schlange dargestellt, die sich um ihren Arm windet, ähnlich wie die Schlange um den Äskulapstab ihres mythischen Vaters. In der linken Hand hält sie einen Kelch, und traditionsgemäß ist sie dabei, der Schlange etwas zu trinken zu geben.
Die Heilquellen
Die heißen Quellen unter der Sprudelkolonnade schütten ca. 2000 Liter Mineralwasser pro Minute mit einer Temperatur von bis zu 72,5°C. In einem unterirdischen Stollen kann man mit einer Führung die Mineralablagerungen sehen, die das herausquellende Wasser hinterlässt. Die teilweise tropfsteinartigen Gebilde wachsen extrem schnell, da das Wasser in heißem Zustand sehr viele Mineralien binden kann und diese bei seiner Abkühlung sofort ablagert. Die braune Farbe weist auf einen hohen Eisengehalt hin.
Karlsbader Sprudelstein
Heißes Wasser kann mehr Mineralien aufnehmen und binden als kaltes. Wenn das stark mineralienhaltige Thermalwasser an die Oberfläche dringt, kühlt es ab. Dadurch fallen die Mineralien aus und lagern sich als Sprudelstein (Pisoid) ab. Durch diesen Effekt wachsen die Mineralien-Ablagerungen wesentlich schneller als zum Beispiel die Tropfsteine in der Fränkischen Schweiz. Was dort Jahrhunderte dauert, läuft hier in wenigen Wochen ab. Die Rohre zum Transport des Mineralwassers setzen sich deshalb mit der Zeit mit dem Sprudelstein zu.
Schon Johann Wolfgang von Goethe beschrieb diesen Vorgang in Karlsbad. Auf seine Italienreise nahm er von hier eine mit Sprudelstein überzogene Rose mit. In Palermo nennt man sie Rosa del Goethe (Goethe-Rose). Man findet sie heute im Museum der Unerhörten Dinge in Berlin.
Auch heute noch stellt man damit Souvenirs für die Besucher her und die Karlsbader Sprudelstein-Rosen kann man überall in der Stadt kaufen. Dazu werden Papier-Rosen eine Woche lang mit dem Thermalwasser berieselt, dann sind sie mit einer Mineralienschicht aus der Tiefe unter dem Heilbad überzogen.
Links oben eine Papierrose vor der Berieselung, rechts nach einer Woche im Mineralwasser und einer Woche Trocknung.
Auch andere Gegenstände kann man in der Berieselungs-Anlage mit dem Sprudelstein überziehen. Besonders beliebt sind kleine Tongefäße.
Das Heilwasser
Wo das überschüssige Mineralwasser in den Fluss Tepla fließt, sieht man deutlich die hellbraunen eisenhaltigen Mineralien-Ablagerungen. Das Wasser wird für Trinkkuren und Heilbäder verwendet und hilft gegen Erkrankungen der Verdauungsorgane wie Magen, Bauchspeicheldrüse und Gallenblase, sowie gegen Entzündungen des Dickdarms und bei Verstopfung. Die Badekuren sollen das Immunsystem stärken, den allgemeinen körperlichen Zustand verbessern und gegen die sogenannten
➜ Zivilisationskrankheiten helfen.
An Kationen enthält das Karlsbader Heilwasser Lithium, Natrium, Kalium, Kupfer, Beryllium, Magnesium, Calcium, Strontium, Zink, Mangan und Eisen, an Anionen Fluor, Chlorid, Brom, Iod, Sulfat, Hydrogencarbonat, Calciumhydrogenphosphat, Arsensäure und Kohlensäure. Es wird als Natrium-Bikarbonat-Sulphat-Säuerling eingeordnet und mit 6,5 Gramm pro Liter ist es sehr mineralienreich.
Die Karlsbader Sonnenuhr
Vor der Sprudelkolonnade ist eine Sonnenuhr aus Bronze, Pflastersteinen und Steinplatten in den Boden eingelassen. Man übersieht sie leicht, oder hält sie für ein Emblem. Um die Zeit ablesen zu können, muss man sich praktisch als menschlicher Zeiger mit erhobenen Händen auf die Höhe des aktuellen Monats stellen. Im Sommer muss man für die Sommerzeit natürlich eine Stunde abziehen, da die Sonne ja die lokale astronomische Zeit darstellt. Ein Relief mit drei jungen und gesunden nackten Frauen darauf symbolisiert die heilende und verjüngende Wirkung durch die Inhaltsstoffe des Karlsbader Heilwassers: Mineralien, Kohlensäure und Wasser.
Links das Symbol für die Mineralien im Karlsbader Heilwasser, in der Mitte die Symbolisierung des Kohlensäuregases, rechts das Symbol für den Grundbestandteil Wasser
Statue von Karl Marx in Karlsbad
Karl Marx
In der Nähe der russisch-orthodoxen Kirche hat eine Statue von Karl Marx überlebt, den man zusammen mit Friedrich Engels zu den Begründern des Sozialismus und Kommunismus zählt. Nachdem er seine grundlegende Schriften verfasst hatte, zum Beispiel
Kommunistisches Manifest 1848 oder über längere Zeit die drei Bände
Das Kapital, soll er schon Bedenken geäußert haben, ob eine praktische Umsetzung seiner Überlegungen überhaupt möglich ist, oder ob diese womöglich in eine Katastrophe mündet. Trotzdem entdeckt man in den Forderungen des Sozialismus auch viele Thesen, von denen man sagen könnte, der Mann hat recht! Manches davon hat in anderem Zusammenhang und zu ganz anderer Zeit nach den Evangelien der Bibel schon Jesus vertreten. Wenn Jesus zum Beispiel sagt »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.«, hat das doch sehr viel Ähnlichkeit mit Karl Marx Forderung, das Produktionskapital solle dem Volk gehören und nicht einzelnen Kapitalisten. Manchmal wird deshalb Jesus auch scherzhaft als
der erste Kommunist bezeichnet. Karl Marx und auch der Sozialismus und Kommunismus waren allerdings betont atheistisch und hatten mit Jesus und
➜ Religion nichts am Hut. Von Marx stammt die Verschmähung der Religion als
Opium des Volkes.
Karlsbad ist natürlich nach
➜ Karl IV. benannt und nicht nach
➜ Karl Marx, aber zu bestimmten Zeiten haben bestimmte Leute die Übereinstimmung des Vornamens wohl ganz gern gesehen.