Kriegsverbrecher und Mörder
Lässt man die Soldaten weg, die im Krieg gezwungenermaßen auf den Feind schossen, bleibt trotzdem eine verblüffend große Zahl an Menschen zurück, welche die Gelegenheit nutzten, mehr Menschen zu töten, als sie mussten, mehr Leid zuzufügen, als sie mussten. Manche entwickelten eine erstaunliche Kreativität darin. Vergasungen und Erschießungen endeten in Massengräbern, notdürftig verscharrt, die Verbrannten in großen Aschehaufen, wie in
Flossenbürg. Nur eines von vielen Beispielen.
Fragt einer, was aus diesen grausamen Mördern ohne Krieg und ohne Hitler geworden wäre, wird er schnell der Verharmlosung bezichtigt. »Diese armen, zur Gewalt verführten Männer! Du machst die Täter zu Opfern!« Die Frage ist aber insofern berechtigt, als offenbar in vielen, heute ganz normal und unauffällig mit uns lebenden Mitbürgern, im Falle von Chaos und Krieg schreckliche Verbrecher schlummern. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien hat uns das in unmittelbarer Nachbarschaft wieder mal vor Augen geführt.
Die Geschichte ist voll von solchen Leuten, die keine Scheu vor Mord und sogar Massenmord haben. Zumindest potentiell leben sie als völlig normale, nicht-kriminelle Mitmenschen tagtäglich unter uns, ganz unauffällig.
Das fängt schon an im alten Testament unserer Bibel. Der gute alte Moses, in meinem
Gottbüchlein aus dem Kindergottesdienst als gutmütiger alter Opa dargestellt, war eben auch rücksichtsloser Kriegsherr, mit dem "Auftrag Gottes" als Ausrede für Massenmord. Im 4. Buch Mose (Numeri), Kapitel 31, Vers 7 bis 18, schickt
Moses ein Heer von 12 000 kampfgerüsteten Männern gegen die Midianiter, "um des Herrn Rache zu vollstrecken". Als sie siegreich zurückkommen, fragt er sie wütend in Vers 15: »Wie? Ihr habt alle Frauen am Leben gelassen?« Er schickt sie zurück mit dem Auftrag, alle Knaben und von den Frauen jene, die schon mit einem Mann verkehrt haben, zu töten! Die Jungfrauen und Mädchen schenkt er seinen Soldaten als Belohnung, Sex-Sklaven, oder was auch immer. Danach sollen sie 7 Tage warten, und mit ein paar Wasser- und Feuerritualen sind sie "entsündigt". Eine sehr kurze Verjährungsfrist. So steht es in unserer alt-ehrwürdigen Bibel! Die Geschichten von Kriegsverbrechen und Mord setzen sich fort über König David, Saul und viele andere.
Das soll keine Entschuldigung für moderne Verbrechen sein, nach der Methode "andere machen und machten das ja auch!", sondern eher eine Ursachenforschung mit der Feststellung, dass in vielen Menschen Gewalttäter schlummern, die nur durch Gesetze und deren Durchsetzung kontrolliert werden können. Auch die Friedfertigen müssen aufmerksam und wehrhaft sein, das ist kein Widerspruch. Wir alle müssen dafür sorgen, dass keine Verbrecher an die Macht kommen.
Der friedfertige Jesus im Neuen Testament passt da garnicht ins Bild. Gehört er zu einem anderen Gott? Wie es aussieht, konnte seine Friedenslehre die Welt in den letzten 2000 Jahren kein bisschen besser machen!