1378 km zog sich die Innerdeutsche Grenze einst quer durch Deutschland und bis zur Wiedervereinigung trennte sie die Bundesrepublik von der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die Grenze verlief auf einer Demarkationslinie, die die Besatzungszonen der Westmächte England, Frankreich und USA von der Sowjetischen Besatzungszone (Sowjetisch besetzten Zone) trennte, deshalb wurde sie auch Zonengrenze genannt. Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR 1949 wurde sie de facto zur Staatsgrenze, obwohl sie im Westen nicht so bezeichnet werden durfte, da das Grundgesetz von vornherein eine Wiedervereinigung vorsah und die Bundesrepublik die DDR offiziell nicht anerkannte.
Da im Westen das Leben freier und wirtschaftlich besser war, gab es immer wieder Fluchtversuche Richtung Bundesrepublik. Ab ca. 1960 fing die DDR an, Grenzbefestigungen aufzubauen. Diese bestanden zunächst aus Stacheldrahtzäunen, Minenfeldern, Bunkern und Beobachtungsständen. Wo der Stacheldrahtverhau ab und zu geöffnet werden musste, kamen sogen. Spanische Reiter zum Einsatz, Holzgestelle, auf denen mehrere Lagen Stacheldraht gespannt waren. Die Grenzbefestigungsanlagen wurden im Laufe der Jahre immer mehr perfektioniert, so dass die Fluchtversuche immer seltener zum Erfolg führten. Insgesamt zählte man zwischen 800 und 900 Todesfälle bei Fluchtversuchen, eingeschlossen dabei die Berliner Mauer, die Ostsee und Flugzeugabschüsse.
In den 70er und 80er Jahren baute man 1200 km Metallgitterzaun (MGZ) und 30 km Betonsperrmauern. Dazwischen befanden sich immer wieder Beobachtungstürme, Beobachtungskanzeln, Bunker und Unterstände. Der MGZ wurde verstärkt durch Kfz-Sperrgräben und die berüchtigten Selbstschussanlagen SM-70, die nicht töten, sondern nur schwer verletzen sollten. SM-70 bedeutet "Splittermine, Einführung 1970." Entlang des Metallgitterzauns waren Drähte gespannt. Beim Versuch, den Zaun zu übersteigen, wurde durch Zug an dem Draht eine kleine Sprengladung (ca. 100 g TNT-Sprengstoff) zur Explosion gebracht, die Metallsplitter mit großer Wucht entlang des Zaunes schoss. Auf politischen Druck hin wurden diese martialischen Waffen in den 80er Jahren wieder demontiert. Alle Grenzsperranlagen wurden natürlich gebaut um die DDR vor dem "westlichen Imperialismus" zu schützen. Nur komisch, dass die Selbstschussanlagen auf östlicher Seite angebracht waren!!!
Selbstschussanlagen
Selbstschussanlage oder Splittermine SM-70
Minenfelder
Die Minenfelder enthielten meist die Bodenmine PPM-2. Sie sollte nicht töten, sondern nur schwer verletzen, um die Flüchtlinge gefangen nehmen zu können.
Rechts ein Minenfeld mit einem Durchgang, der sogen. Minengasse im Jahr 1963. Im Hintergrund zwei Soldaten der Grenztruppe der Nationalen Volksarmee der DDR.
Minensuche
Minen wurden manchmal weggeschwemmt oder durch Wildtiere ausgelöst. Deshalb mussten die Minenfelder ab und zu erneuert werden. Dazu wurden vorher alle Minen gesucht und gesprengt. Vereinzelt wurden auch Minensprengpanzer eingesetzt, die die Minen mittels einer schweren Betonplatte kontrolliert zur Explosion brachten.
Auf politischen Druck durch die Bundesregierung und andere westliche Regierungen, und auch weil es immer wieder Unfälle durch fortgeschwemmte Minen gab, wurden die Minenfelder mit Stacheldraht nach und nach entfernt und durch Metallgitterzaun mit Selbstschussanlagen SM-70 ersetzt.
Insgesamt waren in der Zeit ihres Bestehens an der innerdeutschen Grenze 1,3 Millionen Minen vergraben. Lt. Frankenpost vom 26.8.09 sollen von 1945 bis 1989 insgesamt 1347 Menschen im Zusammenhang mit Grenzanlagen und Kaltem Krieg umgekommen sein, davon 313 tote Flüchtlinge an der Berliner Mauer und 654 an der Grenze DDR - Bundesrepublik.
Minensprengungen
Grenzverlauf
Der offizielle Grenzverlauf wird durch Grenzsteine markiert. Da diese im hohen Gras oder bei Schnee schlecht zu finden sind, hatte Bayern weiß-blaue Pfähle aus Kunststoff nahe der Grenzsteine platziert. Die schwarz-rot-gelben Betonsäulen befanden sich schon auf DDR-Gebiet (siehe Zeichnung weiter unten). Sie trugen Richtung Bundesrepublik ein Emblem, das gerne als Souvenir geklaut wurde. Deswegen hat man im Laufe der Zeit die Verschraubung durch eine feste Verklebung ersetzt.
Bis zu 5 km im Hinterland verlief der Grenzsperr- und Signalzaun (GSSZ). Der Bereich zwischen diesem und dem MGZ durfte nur mit Sonderausweis betreten werden. Damit wurde verhindert, dass sich Fluchtwillige über die Grenzbefestigungsanlagen und die Geländegegebenheiten informieren konnten. Er war mit elektrischen Alarmanlagen gesichert, die einen stillen Alarm auslösten, den der Flüchtling nicht bemerkte. Dadurch hatten die Grenztruppen der NVA Zeit, die Grenzsperranlagen personell zu verstärken, bis der Flüchtling an der eigentlichen Grenze anlangte.
Kolonnenweg
Fast auf der gesamten Länge wurde entlang der Sperranlagen ein mit Betonblocksteinen befestigter Weg, der sogenannte Kolonnenweg angelegt, wodurch jeder Punkt in möglichst kurzer Zeit mit Fahrzeugen erreicht werden konnte. Teile dieses Weges sind heute noch erhalten und werden als Feldweg benutzt, wie hier in Sachsen und Thüringen an der Grenze zu Oberfranken.
Wegen ihrer Bedeutung für den Naturschutz nennt man das ehemalige Grenzgebiet heute auch Grünes Band.
Beobachtungstürme
Manche Beobachtungstürme waren sogen. Führungspunkte. Sie unterschieden sich von den normalen Türmen durch umfangreichere Antennenanlagen und zugehörige Bunker, die teilweise sogar mit Fahrzeugen befahrbar waren.
Bunker
Manche Erdbunker waren im Sommer kaum zu sehen.
Die Gestaltung von Beobachtungsunterständen war durchaus kreativ, wie hier z.B. getarnt als Holzstoß.
An manchen Stellen waren
Hundelaufanlagen
installiert. An einem gespannten Stahlseil konnte sich der Hund mit seiner Hundeleine entlangbewegen. Versorgt wurden die Hunde von den NVA-Grenztruppen.
Grenzsperranlagen der DDR, links 1966, rechts 1975:
Jeweils von links nach rechts Metallgitterzaun bzw. Stacheldraht, Kfz-Sperrgraben, Spurensicherungsstreifen (um unbemerkte Grenzübertritte aufzudecken) und Kolonnenweg zur schnellen Zuführung von Truppen bei Alarm.
1958: Errichten von
Stacheldrahtzäunen
1963: Anlegen des
Spurensicherungsstreifens
Zur Einsparung von Personal wurde oft mit technischen Alarmeinrichtungen experimentiert. Hier z.B. das Signalgerät SP 1, aus umgebauten Karabinern K44, das mit lautem Knall Alarm gab und das Signalgerät R67, welches Leuchtzeichen verschoss. Ausgelöst wurden sie durch unauffällig gespannte Drähte oder Schnüre, über die Flüchtlinge stolpern sollten.
Grenz-Sperranlagen der DDR
Mit solchen Info-Tafeln wurde Besuchern an der Grenze von westlicher Seite aus erklärt, dass die Grenze nicht am Metallgitterzaun verläuft, sondern entlang der Grenzsteine und der zur besseren Sichtbarkeit daneben eingeschlagenen weiß-blauen Pfähle. Den Bereich dazwischen zu betreten, war von westlicher Seite aus ohne Weiteres möglich, aber gefährlich. Er wurde oft fälschlicherweise als "Niemandsland" bezeichnet, war aber offiziell DDR-Gebiet.
Den Schutzstreifen zwischen Metallgitterzaun und Schutzstreifenzaun durften DDR-Bürger nur mit Sonderausweis betreten, wenn sie darin wohnten oder arbeiteten. Damit wollte man verhindern, dass sich potentielle Republikflüchtlinge über die Sperranlagen informieren konnten.
Eisenbahn-Grenzübergang
Der Grenzübergang der Eisenbahnstrecke Hof - Gutenfürst - Leipzig war auf DDR-Seite weiträumig abgesperrt und überwacht. Wie auf dem linken Bild gehörten Dampflokomotiven im Jahr 1961 auf beiden Seiten der Grenze noch zum Eisenbahn-Alltag.
Quer durch Europa
Die Innerdeutsche Grenze
war Teil einer Grenzlinie
zwischen dem Ostblock
und der westlichen Welt,
genannt Eiserner Vorhang
Bis zu 50 000 Grenzsoldaten
setzte die DDR zur Bewachung
ihrer Staatsgrenze ein.
Bilder der Trostlosigkeit...
Die sogen. Grobauer Sperre
auf der Straße von
Münchenreuth nach Grobau
im Jahr 1968
Die unterbrochene Straße
Neugattendorf - Gassenreuth,
früher Hauptverbindung
Hof - Oelsnitz 1960
Die gesperrte Straße
von Hof nach Plauen
bei Ullitz
am 31. Dezember 1963
Die Grenze Bundesrepublik - Tschechoslowakei (CSSR) (heute Tschechien)
Mit der Grenze zur Tschechoslowakei (CSSR) und zur DDR bildete die Innerdeutsche Grenze im Nordosten Oberfrankens ein Dreiländereck. Im Juli 1945 wurde hier ein Flak-Soldat der deutschen Wehrmacht von tschechischen Partisanen erschossen und ausgeraubt. Seine Identität konnte nicht geklärt werden und so wurde er hier begraben. Dieses
Grab des unbekannten Soldaten
wird bis heute gepflegt.
Die Grenzsperranlagen der Tschechoslowakei waren von deutscher Seite weniger sichtbar und weiter nach Osten verlegt. Um potentielle Republik-Flüchtlinge zu erwischen waren aber auch die Tschechen durchaus kreativ. So sollen sie in den 50er Jahren, als die Grenze noch wenig befestigt war, auf grenznahem tschechischen Gebiet deutschsprachige Schilder mit der Aufschrift Landesgrenze aufgestellt haben und dabei provisorische Gebäude mit der Aufschrift Deutsches Zollamt oder Amerikanische Spionageabwehr. Diese fingierte Grenze war eine Falle. Illegale Grenzgänger und Schmuggler auf dem Weg in den Westen meinten, bereits in Deutschland zu sein, und wurden von den als deutsche Zivilisten verkleideten Grenzsoldaten nach Fluchtrouten und Fluchthelfern befragt und dann festgenommen. Diese Aktionen unter dem Decknamen Kámen (deutsch "Stein"), oder Operation Grenzstein, wurden nach wenigen Jahren aufgegeben, nachdem es sich herumgesprochen hatte.
Schmuggel
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg scheint es einen regen Schmuggel zwischen der Tschechei und Deutschland gegeben zu haben. Meine Mutter stammte aus Oberweißenbach bei Selb und ich besitze heute noch eine damals moderne versenkbare Nähmaschine, die ihr Bruder auf dem Fahrrad-Gepäckträger aus Asch durch den Wald über Wildenau nach Selb geschmuggelt hatte. Als Mitgift brachte sie sie mit nach Marktleuthen.
Auch die
Grenze zwischen der DDR und der Tschechoslowakei (CSSR)
war geschlossen, allerdings nicht so bewacht wie die Innerdeutsche. Der "Eiserne Vorhang" setzte sich ja nach Süden fort. Hier eine Grenzsperre im Vogtland.
Tannbach
Im Januar 2015 zeigte das ZDF den Dreiteiler Tannbach, der in einem fiktiven, durch die deutsch-deutsche Grenze geteilten Dorf spielt und nach der Ankündigung sehr authentisch sein sollte. Schockiert war ich jedoch, als einige Bewohner, die nicht hochdeutsch sprachen, südbayerischen Dialekt von sich gaben. Man verlegte das geteilte Dorf tatsächlich in eine Gegend, die hunderte Kilometer von der DDR-Grenze entfernt liegt!
Selbst nachdem das ZDF die Kritik wahrnahm und eigentlich Gelegenheit hatte, sich schlau zu machen, sagte laut Donaukurier eine ZDF-Sprecherin: »... auch in Mödlareuth hat es vor 70 Jahren noch andere Dialektfärbungen gegeben ...«! Lag damals Oberbayern in Franken oder Thüringen? Oder führte durch Oberbayern eine Grenze zur DDR? Wie kann man nur so dumm sein!
Jahrzehntelang haben wir in Unterfranken und Oberfranken den Eisernen Vorhang ertragen müssen. Nach Norden war wegen der DDR und der deutschen Teilung die Welt zu Ende, nach Osten wegen der Tschechoslowakei (CSSR). Nach der Wiedervereinigung erfolgten Abwanderungen von Betrieben durch das Fördergefälle. Wer mit seinem Gewerbe nach Thüringen oder Sachsen ging, bekam massig Geld, von unserem Solidaritätsbeitrag! Und entlang dieser langen innerdeutschen Grenze quer durch Deutschland gibt es anscheinend keine Schauspieler, die die Menschen hier spielen können?! Da muss man im südlichen Bayern suchen?
Folgenden offenen Brief habe ich an das ZDF, pressestellen-desk@zdf.de, geschrieben:
Liebes ZDF,
Der Dreiteiler Tannbach mag zwar aufwändig gemacht sein, und dramaturgisch ist nur wenig auszusetzen, aber dass man das Grenzdorf von der Sprache her nach Südbayern verlegt, in eine Gegend, in der man von den Problemen an der deutsch-deutschen Grenze bestenfalls vom Hörensagen Kenntnis hat, zeugt entweder von nicht vorhandenen Geografiekenntnissen oder einfach Ignoranz.
Seit zwei Jahrhunderten wird Franken von Bayern beherrscht und von unserer Landeshauptstadt vernachlässigt. Die Grenze im Film nach Südbayern zu verlegen ist eine Beleidigung für Franken! Eine öffentliche Entschuldigung ist angebracht.
Es gab einige geteilte Ortschaften, und natürlich ist "Tannbach" fiktiv, aber wenigstens einen, einen(!), authentischen fiktiven Ort hätte man aussuchen können. Warum ausgerechnet dort, wo sich nie eine deutsch-deutsche Grenze befand?
Die Probleme durch die innerdeutsche Grenze dauern auch jetzt noch an. Wirtschaftliche Nachteile, vor allem durch das Fördergefälle nach der Wiedervereinigung, die Gewerbetreibende in Scharen von uns weg in den Osten lockte, und dadurch leerstehende Fabrikgebäude in Nordbayern und anderen Landesteilen an der "Demarkationslinie" sind Mahnmale für diese Ignoranz aus dem Inneren Speckgürtel der "BRD".
Gruß aus dem Fichtelgebirge (in Oberfranken!)
Antwort am 20.1.2015 von zuschauerredaktion@zdf.de (Re: Tannbach, offener Brief, Ticket: DE02-924276):
... Die Redaktion und die Produktionsfirma haben sich intensiv Gedanken über den passenden Dialekt gemacht. Die Darsteller nicht fränkisch sprechen zu lassen, hatte dann letztendlich mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich in unserem Dreiteiler Tannbach um ein fiktives Dorf, bei der zwar auch die Geschichte von Mödlareuth eine zentrale Rolle spielte, aber eben auch viele andere zeitgeschichtliche Ereignisse. Zum anderen gibt es weniger fränkisch sprechende Schauspieler, als bayrisch sprechende, so dass sich daraus Probleme bei der Besetzung der vielen Rollen ergeben hätten. Es wurde auch darauf verzichtet, dass die Schauspieler den fränkischen Dialekt lernen und sprechen, denn dies hätte mit Sicherheit künstlich geklungen ...
Dieses Schreiben forderte eine Erwiderung geradezu heraus:
Wie Sie vielleicht nicht wissen, weil Sie offenbar keine Deutschlandkarte besitzen, ist Ober-, Mittel- und Unterfranken zusammen größer als viele der anderen Bundesländer. Ihre Mail muss ich so verstehen, dass es in diesem riesigen Gebiet keine Schauspieler gibt, die diese Rollen spielen konnten.
Wir haben die Nähe zur deutsch-deutschen Grenze ertragen, die Verkehrslawine und die Belastungen der Grenzöffnung, aber wir sind zu blöd, um passende Schauspieler hervorzubringen. Ist es das, was Sie uns damit sagen wollen?
Auch ein fiktives Dorf, das an der innerdeutschen Grenze spielt, sollte zumindest irgendwo an dieser Grenze angesiedelt sein, lang genug war sie ja!
Darauf erhielt ich keine Antwort mehr.
Die Akademie für Neue Medien in Kulmbach (Oberfranken) bietet Seminare und Webinare zur Journalisten-Ausbildung und Journalisten-Weiterbildung: Online-Journalismus, Video-Journalismus und Crossmedia, aber auch Radio-Journalisten, Sprechtraining. Für die Weiterbildung von Mitarbeitern in der Öffentlichkeitsarbeit in Unternehmen besonders auch Inhouse-Schulungen und Inhouse-Seminare vor Ort. Seit April 2018 auch e-learning.. Neu seit 2019: Eine journalistische Grundausbildung als Kompaktkurs Crossmedia-Journalist, welche die bisherigen Kompaktkurse Broadcaster, Online- und Videojournalist in sich vereint.
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