Simon Marius
Simon Marius 1614 im Alter von 42 Jahren, Hofastronom, Hofmathematikus und Medicus in Ansbach, geboren in Gunzenhausen, Abb.: gemeinfrei
Vor sich Instrumente als Symbole für seine Tätigkeiten: Ein Fernrohr für die Astronomie/Astrologie, ein Büchlein, vielleicht mit seinen Berechnungen, und in der linken Hand ein Destillierkolben mit aufgestecktem Destillierhelm, einem
Alembic, zur Herstellung medizinischer Essenzen.
Geht man durch Gunzenhausen fällt der Name einer Schule auf: Das
Simon-Marius-Gymnasium, wer wird der Namensgeber wohl gewesen sein?
Fürst
Joachim Ernst von Brandenburg-Ansbach war Markgraf des fränkischen Fürstentums Ansbach. Er wurde auf den 1573 in Gunzenhausen geborenen, tüchtigen und begabten Simon Mayr (später
Simon Marius) aufmerksam. Ab 1586 ließ er ihn die Fürstenschule Heilsbronn besuchen, wo sich sein außergewöhnliches Talent für Astronomie und Mathematik zeigte. Als 1596 der Komet C/1596 N1 am Nachthimmel erschien, beobachtete Marius ihn und seine Bahn akribisch und schrieb einen Bericht, der international Beachtung fand. Er rief allerdings auch Kritik hervor, da er neben modernen himmelsmechanischen Beschreibungen auch astrologische Überlegungen aufnahm (Quelle:
harvard.edu).
Im Jahr 1606 wurde Simon Marius fürstlicher Hofastronom, Hofmathematikus und Medicus in Ansbach. Astronomie und Astrologie darf man in dieser Zeit nicht getrennt betrachten. Als Hofmathematiker war er gleichzeitig Astrologe und verfasste zum Beispiel Kalender mit astrologischen Vorhersagen. Parallel dazu übersetzte er Schriften des griechischen Mathematikers Euklid aus dem Altgriechischen ins Deutsche.
Auf Astrologie und astrologischer Mathematik basierende Medizin
Als Mathematikus beherrschte er auch die damals noch allgemein anerkannte
Iatromathematik, eine auf Astrologie basierende Medizin, die sich mit "Wissenschaften" wie
Astromedizin und
Iatroastrologie befasste. Die zwölf Tierkreiszeichen und deren jeweilige Stellung hatten Einfluss auf bestimmte Regionen des menschlichen Körpers. Damit versuchte ein Medicus den menschlichen Körper und seine Krankheiten zu kurieren. Eine Verbindung zwischen Medizin, Astrologie und Mathematik, die wir heute als gefährliche
Legenden oder sogar angsteinflößende Praktiken ansehen. Auch wenn das Mittelalter längst vorbei war, hatte es das Zeitalter der Aufklärung mit seinen Erkenntnissen der Naturwissenschaften auch in der Neuzeit und Renaissance noch schwer. Mittelalterliche und altertümliche Vorstellungen und Praktiken findet man teilweise noch heute!
Das Sonnensystem, geozentrisch oder heliozentrisch?
1609 erhielt Simon Marius ein Fernrohr aus Flandern und entdeckte fast gleichzeitig wie Galileo Galilei vier große Jupiter-Monde. Galilei zog aus den Beobachtungen die richtigen Schlüsse, nämlich dass sich die Planeten, einschließlich der Erde als einer von ihnen, um die Sonne drehen. Nicolaus Copernicus hatte das schon 5 Jahrzehnte früher behauptet, das heliozentrische Weltbild eben.
Simon Marius versuchte statt dessen seine Beobachtungen mit dem geozentrischen Weltbild in Einklang zu bringen, dadurch musste er sich nicht mit der Kirche anlegen. Galileo Galilei wurde sehr viel bekannter und berühmter, vor allem durch seine Konflikte mit der Kirche, deren mächtigste Männer das Kopernikanische Weltbild vehement ablehnten. Simon Marius dagegen geriet in den folgenden Jahrhunderten mehr oder weniger in Vergessenheit.
Johann Agricola
Ein weiterer Sohn der Stadt ist erwähnenswert: Johann Agricola, geboren 1496 in Gunzenhausen, war an der Universität Ingolstadt Professor der griechischen Sprache und Professor der Medizin. Nicht verwechseln darf man ihn mit dem bekannteren
Georgius Agricola aus Glauchau in Sachsen, der mit seinen Werken über Mineralogie und Montanwissenschaften berühmt wurde.
Durch seine griechischen Sprachkennnisse befasste sich Johann Agricola mit den historischen Schriften der antiken Ärzte, wodurch er maßgeblich an der Reform der Heilkunde, weg von mittelaterlichen Praktiken hin zu neuzeitlichen, aufklärerischen Heilmethoden beteiligt war. Außerdem verfasste er ein umfangreiches Werk über Heilpflanzen, in dem er sich u.a. mit den je nach Gegend unterschiedlichen Bezeichnungen der pharmazeutischen Pflanzen beschäftigte.